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Agrar-Kolonialismus in Afrika - VSA Verlag

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Chancen für e<strong>in</strong>e »neue Landwirtschaft« <strong>in</strong> <strong>Afrika</strong> sehen die Entwicklungsstrategen<br />

von Weltbank oder USAID vor allem <strong>in</strong> den Industrieländern:<br />

höherer Fleischverzehr, neue zahlungskräftige Verbrauchergruppen,<br />

qualitätsbewusstere Verbraucher, steigende Ansprüche an gesunde<br />

Ernährung, die Bereitschaft, für Produkte organischer Landwirtschaft<br />

oder fairen Handels auch mehr zu zahlen und andere Veränderungen<br />

auf der »Nachfrageseite« würden auf der »Angebotsseite« vielversprechende<br />

Absatzmöglichkeiten eröffnen. Um sie zu nutzen, müssten die<br />

Bauern zunehmend <strong>in</strong> »den Markt« <strong>in</strong>tegriert werden, was nicht nur<br />

für USAID e<strong>in</strong> zentrales Ziel landwirtschaftlicher Projekte ist. 160 Auch<br />

die Weltbank will »durch die Ausweitung der Grünen Revolution auf<br />

die weniger begünstigten Regionen die Existenzmöglichkeiten der Subsistenzbauern<br />

sichern und sie <strong>in</strong> den Markt e<strong>in</strong>b<strong>in</strong>den«. 161<br />

Doch wie das Beispiel der Blumen<strong>in</strong>dustrie <strong>in</strong> Uganda zeigt, können<br />

Kle<strong>in</strong>bauern hier kaum mithalten: Die Investitionskosten für Steckl<strong>in</strong>ge,<br />

Gewächshäuser und Kühlwagen, Zertifizierungsgebühren und Frachtraten<br />

s<strong>in</strong>d hoch, ebenso die Anforderungen der Abnehmer an Qualität<br />

und Standards. In Kenia beispielsweise produzierten Anfang der 1990er<br />

Jahre Kle<strong>in</strong>bauern noch etwa 70% der exportierten Früchte und Gemüse,<br />

am Ende des Jahrzehnts war dieser Anteil auf 18% gesunken. 162 In<br />

e<strong>in</strong>er ersten Phase wurden sie verdrängt durch kle<strong>in</strong>e kommerzielle<br />

Vertragsbauern, die bis 2001 durch kaum mehr als e<strong>in</strong>e Handvoll vertikal<br />

<strong>in</strong>tegrierter Exportproduzenten ersetzt wurden. 163 Vom Exporterfolg<br />

und neuen Chancen profitierten die wohlhabenden, größeren Bauern<br />

und Betriebe, die oft im Besitz ausländischer Investoren s<strong>in</strong>d.<br />

Bleibt das Arbeitsplatzargument. In Uganda entstanden durch die<br />

Schnittblumen<strong>in</strong>dustrie etwa sechs- bis siebentausend Arbeitsplätze, <strong>in</strong><br />

Kenia waren 2004 etwa 135.000 Menschen direkt <strong>in</strong> der Blumen<strong>in</strong>dustrie<br />

beschäftigt. Doch zahlreiche Studien zeigen, dass die Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen<br />

häufig sehr schlecht s<strong>in</strong>d. 164 In Kenia und Uganda verdienen<br />

160<br />

USAID Agriculture Strategy, L<strong>in</strong>k<strong>in</strong>g Producers to Markets, 2004<br />

161<br />

World Development Report 2008, Agriculture for Development (draft) March 14,<br />

2007; World Bank, World Development Report 2008, 2007, 138<br />

162<br />

Der Handel mit dem Hunger. <strong>Agrar</strong>handel und das Menschenrecht auf Nahrung,<br />

Bonn 2006 (Forum Umwelt&Entwicklung), 22<br />

163<br />

Peter Gibbon/Stefano Ponte, Trad<strong>in</strong>g Down. Africa, Value Cha<strong>in</strong>s, and the Global<br />

Economy, 2005, 143<br />

164<br />

www.fian.de. Zu K<strong>in</strong>derarbeit <strong>in</strong> der Blumenproduktion <strong>in</strong> Late<strong>in</strong>amerika und <strong>Afrika</strong><br />

siehe: Verena Albert, »Blühende Zukunft?« (FIAN).<br />

110

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