Agrar-Kolonialismus in Afrika - VSA Verlag
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Kenia, Reis <strong>in</strong> Ghana, Hühnerfleisch <strong>in</strong> Kamerun s<strong>in</strong>d nur e<strong>in</strong>ige der<br />
Billigimporte, die afrikanische Getreidebauern, Viehhaltern, Milcherzeugern<br />
und Hühnerzüchter<strong>in</strong>nen die e<strong>in</strong>heimischen Märkte streitig<br />
machen und sie aus dem Geschäft drängen. Vieles davon kommt aus der<br />
Europäischen Union, die auf diese Weise ihre <strong>Agrar</strong>überschüsse absetzt,<br />
die teils erst mit Hilfe kräftiger Produktionssubventionen erzeugt, dann<br />
mit Exportsubventionen auf den afrikanischen Markt gedrückt werden.<br />
Während die e<strong>in</strong>heimische Produktion <strong>in</strong> vielen Ländern südlich der<br />
Sahara stagnierte oder <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen Bereichen sogar e<strong>in</strong>brach, stiegen<br />
die Nahrungsmittelimporte und damit die Devisenausgaben. Wegen<br />
fehlender Schutzmaßnahmen führte die Liberalisierung des Weltagrarhandels<br />
nach Auffassung der FAO »zur Verdrängung und Marg<strong>in</strong>alisierung<br />
von FarmarbeiterInnen und brachte oft Kle<strong>in</strong>bäuerInnen und Bevölkerungsgruppen,<br />
die von Ernährungsunsicherheit betroffen s<strong>in</strong>d, <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>e Notlage«. 191 Insbesondere Frauen als die Nahrungsmittelerzeuger<strong>in</strong>nen<br />
wurden davon betroffen – und die neuen Arbeitsmöglichkeiten<br />
<strong>in</strong> der vorrangig exportorientierten Blumen- und Gemüseproduktion<br />
bieten nur zum Teil e<strong>in</strong>e Kompensation. 192<br />
Umgekehrt erschweren nach wie vor Schutzmaßnahmen, Qualitätsanforderungen,<br />
gesundheitliche Unbedenklichkeits-, Zertifizierungs-<br />
und Kennzeichnungsanforderungen und Umweltstandards den<br />
Zugang zum EU-Markt. Sie führten zum Beispiel dazu, dass für Fisch<br />
aus Kenia und anderen ostafrikanischen Ländern mehrfach die E<strong>in</strong>fuhr<br />
verboten wurde. Viele Kle<strong>in</strong>bauern können sie nicht erfüllen, oder<br />
nur, wenn sie sich <strong>in</strong> die Hände des Zwischenhandels begeben, der als<br />
»Qualitätsprüfer« und »Zugangsfilter« fungiert. Auch die Initiative<br />
»Alles außer Waffen« (2001), die den ärmsten Ländern die zoll- und<br />
quotenfreie E<strong>in</strong>fuhr nahezu aller Produkte erlaubt, lässt bei den für<br />
die Kle<strong>in</strong>bauern wichtigen Anbauprodukten Reis, Zucker und Bananen<br />
e<strong>in</strong>e Reihe von Beschränkungen bestehen, mit denen die EU sich und<br />
ihre eigenen Bauern schützt.<br />
191<br />
FAO, Agriculture, Trade and Food Security Issues and Options <strong>in</strong> the WTO Negotiations<br />
from the Perspective of Develop<strong>in</strong>g Countries, 2000, 13<br />
192<br />
Alexandra Spieldoch, A Row to Hoe, The Gender Impact of Trade Liberalization on<br />
our Food System, Agricultural Markets and Women’s Human Rights, Genf 2007 (Friedrich-Ebert-Stiftung),<br />
siehe auch: FAO, Gender and Food Security: Agriculture, www.fao.<br />
org/Gender/en/agri-e.htm; UNCTAD, Trade and Gender: Opportunities and Challenges<br />
for Develop<strong>in</strong>g Countries, Chapter 3: Agriculture, Trade and Gender, 2004.<br />
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