Agrar-Kolonialismus in Afrika - VSA Verlag
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haben, und der ause<strong>in</strong>anderdriftenden Kluft zwischen Kosten und Preisen<br />
für sie besonders riskant. Sie können– anders als Großbetriebe, die<br />
durch Mechanisierung und Massenproduktion niedrigere Preise eher<br />
auffangen können – weder flexibel auf s<strong>in</strong>kende (Welt-) Marktpreise<br />
reagieren und Kosten senken, noch können sie umgekehrt steigende<br />
Preise nutzen, da sie nicht rasch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Ausweitung der Produktion <strong>in</strong>vestieren<br />
können. Für sie ist es notwendig, ihre Abhängigkeit von diesen<br />
Mechanismen so weit wie möglich zu verr<strong>in</strong>gern. Und solange sie<br />
ihre eigenen Inputs haben, ist ihr F<strong>in</strong>anzbedarf ger<strong>in</strong>g – und damit ihre<br />
Abhängigkeit vom Markt, schwankenden Preisen und Händlern.<br />
Außerdem hat Landwirtschaft nicht nur die Aufgabe, Waren wie Nahrung<br />
oder <strong>in</strong>dustrielle Rohstoffe zu produzieren und Gew<strong>in</strong>ne und Devisen<br />
e<strong>in</strong>zufahren, sondern erfüllt e<strong>in</strong>e Vielzahl von Funktionen (»Multifunktionalität«).<br />
Sie leistet e<strong>in</strong>en wichtigen Beitrag zum Umweltschutz,<br />
<strong>in</strong>dem sie hilft, den Wasserhaushalt oder das Klima zu schützen. Sie<br />
hat e<strong>in</strong>en kulturellen Wert, <strong>in</strong> traditionellen Gesellschaften etwa durch<br />
Feste und Rituale, die um Bodenbereitung, Aussaat, Ernte und Wasser<br />
angeordnet s<strong>in</strong>d, und sie trägt zur Erneuerung von Mutterboden oder<br />
zur Photosynthese bei. 221<br />
Teils aus Not, teils aber auch zunehmend aus Überzeugung, betreiben<br />
daher Millionen Bäuer<strong>in</strong>nen und Bauern <strong>in</strong> <strong>Afrika</strong> organische Landwirtschaft<br />
– natürlich selten im strengen, zertifizierten S<strong>in</strong>ne. 222 Den ger<strong>in</strong>gen<br />
E<strong>in</strong>satz von Dünger, Pestiziden und modernem Saatgut gleichen sie<br />
durch höheren Arbeitse<strong>in</strong>satz und Mischanbau aus. Daran anzuknüpfen<br />
bei der Suche nach Lösungen für die Entwicklung der Landwirtschaft ist<br />
allemal besser als der Systemwechsel zur »Grünen Revolution«. Es gibt<br />
zahlreiche und vielfältige praxiserprobte Ansätze, um die Produktivität<br />
und die Ressourcennutzung ohne oder mit ger<strong>in</strong>gen Inputs von außen<br />
zu verbessern. Mapambano gehört dazu, die Verwendung, der Tausch<br />
und die Verbesserung von farmer’s seeds, kle<strong>in</strong>e, geme<strong>in</strong>schaftlich betriebene<br />
Bewässerungssysteme, die bessere Nutzung von Niederschlägen<br />
durch die »Regenernte«, Aufforstung und Erosionsschutz, Genos-<br />
221<br />
Siehe Slow Trade – Sound Farm<strong>in</strong>g. Handelsregeln für e<strong>in</strong>e global zukunftsfähgie<br />
Landwirtschaft, 2007 (EcoFair Trade Dialogue, www.weltfairsand.de).<br />
222<br />
Siehe auch die Fallstudien aus Tansania, Brasilien und Indonesien zu alternativen,<br />
tragfähigen Ansätzen bäuerlicher Landwirtschaft, herausgegeben vom Evangelischen Entwicklungsdienst<br />
(EED), 2008, www.eed.de; Michel Pimpert u.a. (Hrsg.), Farmers’ Views<br />
on the Future of Food and Small Scale Producers, 2006 (iied).<br />
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