Agrar-Kolonialismus in Afrika - VSA Verlag
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Virtuelles Wasser<br />
Der Begriff »virtuelles Wasser« tauchte erstmals Anfang der 1990er<br />
Jahre <strong>in</strong> der Diskussion auf. Damit wird die Wassermenge bezeichnet,<br />
die zur Produktion e<strong>in</strong>es landwirtschaftlichen Produkts benötigt wird.<br />
Der Handel mit <strong>Agrar</strong>produkten ist damit zugleich e<strong>in</strong> Handel mit dem<br />
Wasser, das für ihre Produktion verbraucht wurde, dessen Kosten allerd<strong>in</strong>gs,<br />
zum Beispiel aufgrund von Subventionen, nur unzureichend<br />
<strong>in</strong> die Preise der Produkte e<strong>in</strong>gehen. Wenn beim Handel mit <strong>Agrar</strong>produkten<br />
stärker auf das <strong>in</strong> diesen Produkten enthaltene Wasser<br />
geachtet würde, so die These, könnte der Handel zur L<strong>in</strong>derung der<br />
Wasserkrise beitragen, <strong>in</strong>dem der Druck auf die knappe Ressource<br />
Wasser verr<strong>in</strong>gert würde und weltweit e<strong>in</strong>e effi zientere Wassernutzung<br />
und höhere Wasserproduktivität erreicht würden.<br />
Doch im sozialen, ökologischen und politischen Kontext vieler Entwicklungsländer<br />
birgt das Konzept mehr Gefahren als Chancen:<br />
■ Die Importe könnten die Existenz der Bevölkerung, die von der<br />
Landwirtschaft abhängig ist, <strong>in</strong>sbesondere die kle<strong>in</strong>bäuerlichen<br />
Betriebe, gefährden.<br />
■ E<strong>in</strong> Zwang zum Import von Lebensmitteln könnte zu e<strong>in</strong>er weiteren<br />
Verschuldung führen.<br />
■ Die Nahrungsabhängigkeit könnte zu e<strong>in</strong>er politischen Abhängigkeit<br />
führen.<br />
■ Bei Produktionsengpässen wäre die Nahrungssicherung von Importländern<br />
gefährdet oder die Preise würden stark ansteigen.<br />
Quelle: Misereor, Die globale Wasserkrise, 2005, 32f.<br />
für Betrieb und Instandhaltung sowie für die Erneuerung von Anlagen<br />
gedeckt werden. Es wird unterstellt, dass e<strong>in</strong> höherer Wasserpreis<br />
gleichzeitig helfen würde, die Verteilung zu lenken und e<strong>in</strong>e sparsamere<br />
Nutzung zu fördern. Nach und nach soll der Wasserpreis dann weiter<br />
steigen und sich dem »Wasserwert« annähern, der sich am höchstmöglichen<br />
Gew<strong>in</strong>n, der mit dem Wasser erzielt werden kann, orientiert.<br />
»Die Umverteilung von Wasser wird dann zu e<strong>in</strong>er Angelegenheit freiwilliger<br />
und wechselseitig vorteilhafter Abmachungen zwischen Käufer<br />
und Verkäufer«, me<strong>in</strong>t die Weltbank. 153 Die schöne neue w<strong>in</strong>-w<strong>in</strong>-Welt,<br />
153<br />
John Briscoe, zitiert <strong>in</strong>: Uwe Hoer<strong>in</strong>g, Wasser für Nahrung – Wasser für Profit, 2005,<br />
50.<br />
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