Agrar-Kolonialismus in Afrika - VSA Verlag

Internationale Agrarforschung
Die Absicht war, wie manches in der internationalen Entwicklungspolitik,
vielleicht gar nicht mal so schlecht: Mit öffentlichen Geldern
sollten internationale Agrarforschungsinstitute wissenschaftlich fundierte
Verbesserungen für die Landwirtschaft, vor allem in den Ländern
des Südens erforschen: Es ging um die Züchtung von besseren
Pfl anzen, die für die bäuerliche Landwirtschaft wichtig sind wie Kartoffeln,
Mais und Reis, um Pfl anzen für semi-aride Regionen, Pfl anzen,
die für Schädlinge weniger anfällig sind usw. 1 Als öffentliche Institutionen
sollen sie zudem eng mit den nationalen Agrarforschungsinstitutionen
zusammenarbeiten. Die meisten Institute sind in Ländern des
Südens angesiedelt, wie z.B. das Internationale Reisforschungsinstitut
IRRI auf den Philippinen und das Forschungsinstitut für die semi-ariden
Tropen, ICRISAT, in Hyderabad in Indien. ILRI in Kenias Hauptstadt
Nairobi forscht zu Viehhaltung. An Mais und Kartoffeln wird in
ihren Herkunftsregionen geforscht – am CIAT in Mexiko und am CIP in
Lima. In Washington D.C., nahe an den Zentren der welt- und entwicklungspolitisch
Mächtigen, ist das Internationale Forschungsinstitut für
Ernährungspolitik (IFPRI) beheimatet, ein Think Tank zu allgemeinen
Fragen von Ernährung und landwirtschaftlicher Entwicklung. In den
Genbanken der Agrarforschungsinstitute lagert heute ein Schatz genetischer
Ressourcen. Allein das IRRI auf den Philippinen verfügt über
mehr als 100.000 verschiedene Reisvarianten.
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In Publikationen wie Good News from Africa – Farmers, Agricultural Research, and Food in the
Pantry, Washington D.C. 1998 (IFPRI) stellen sie gerne ihre Erfolge dar. Doch vielfach haben die Methoden,
die auf den Testfeldern, unter optimalen Bedingungen guter Böden, ausreichender Wasserversorgung
usw. oft eindrucksvolle Ergebnisse brachten, den Praxistest unter den Realbedingungen der
kleinbäuerlichen Landwirtschaft nicht bestanden. Und wo es gelang, waren es oft die besser gestellten
Bauern, die genug Land, Kapital und Vorkenntnisse hatten und auch über ein Risikopolster verfügten,
um neue Methoden auszuprobieren, die profi tierten. An den Bedürfnissen der meisten Kleinbauern, die
diese Voraussetzungen nicht haben, gingen die mit Milliardenbeträgen entwickelten wissenschaftlichen
Fortschritte immer wieder vorbei.
von Markt und Infrastruktur, die entscheidende Perspektive für die
Entwicklung der Landwirtschaft – und sind damit fest verankert im System
von Liberalisierung und Privatisierung.
Eine breite Palette von gemeinsamen Projekten, Konferenzen, Institutionen
und Netzwerken bildet zudem die Bühne für einen ständigen
intensiven Austausch zwischen Politik, Wirtschaft und Wissenschaft
– meist unter Ausschluss von Bauernorganisationen oder zivilgesellschaftlichen
Gruppen. Entstanden ist ein enges Geflecht von persön-
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