Agrar-Kolonialismus in Afrika - VSA Verlag
Agrar-Kolonialismus in Afrika - VSA Verlag
Agrar-Kolonialismus in Afrika - VSA Verlag
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
das Argument noch e<strong>in</strong>mal auf <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Versuch, die Abkehr von der<br />
Unterstützung der landwirtschaftlichen Entwicklung nachträglich zu<br />
rechtfertigen: »Fallende Weltmarktpreise für Grundnahrungsmittel<br />
machten Investitionen <strong>in</strong> die Landwirtschaft weniger profitabel.« Außerdem<br />
hätten sich Umweltgruppen »oft Investitionsprojekten <strong>in</strong> die<br />
Landwirtschaft widersetzt, weil sie die Landwirtschaft für e<strong>in</strong>en Faktor<br />
<strong>in</strong> der Zerstörung natürlicher Ressourcen, der Umweltverschmutzung<br />
und der Klimaerwärmung betrachteten.« 37<br />
»Gegenwärtig werden 65% der sogenannten Hilfe darauf verwendet,<br />
die Gehälter für Leute wie mich oder Sie, die an Universitäten<br />
oder <strong>in</strong> Forschungs<strong>in</strong>stitutionen tätig s<strong>in</strong>d, zu bezahlen. Nur e<strong>in</strong><br />
Drittel fließt an die Bauern. Natürlich b<strong>in</strong> ich dafür, dass Menschen<br />
wie ich unterstützt werden – wir brauchen Wissenschaft und Technologie.<br />
Aber die Aufteilung sollte e<strong>in</strong> wenig überdacht werden.«<br />
(Pedro Sanchez, UN Millennium Project Task Force Hunger beim<br />
World Food Price International Symposium. Oktober 2006)<br />
3. Die »Rückständigkeit« von <strong>Afrika</strong>s Landwirtschaft 38<br />
Strukturanpassung, der Preisverfall für wichtige Exportprodukte und<br />
der »Agro-Pessimismus« h<strong>in</strong>terließen ihre Spuren. Die landwirtschaftliche<br />
Entwicklung stagnierte weitgehend. Bei den traditionellen Exportprodukten<br />
wie Kaffee hängten neue Anbieter wie Vietnam oder mächtige<br />
Produzenten wie Brasilien <strong>Afrika</strong>s kle<strong>in</strong>bäuerliche Produzenten<br />
zunehmend ab. Das Auslaufen <strong>in</strong>ternationaler Abkommen zur Preisstabilisierung<br />
wie das Kaffee-Abkommen 1989 verstärkten die Marktmacht<br />
großer Produzenten und des Handels und s<strong>in</strong>kende Weltmarktpreise<br />
reduzierten die E<strong>in</strong>kommen <strong>in</strong> den folgenden Jahren dramatisch. 39 Die<br />
Getreideerträge stagnierten auf niedrigem Stand, die Pro-Kopf-Pro-<br />
37<br />
World Bank, World Development Report 2008, Agriculture for Development, 2007,<br />
42<br />
38<br />
Natürlich kann es sich hier nur um e<strong>in</strong>en knappen Überblick handeln, wobei von der<br />
Vielfalt unterschiedlicher Bed<strong>in</strong>gungen weitgehend abstrahiert werden muss.<br />
39<br />
So brach der Weltmarktpreis für Kaffee Ende der 1990er Jahre aufgrund hoher<br />
Überproduktion, der Konkurrenz zwischen den Anbietern und stagnierender Nachfrage<br />
<strong>in</strong>nerhalb weniger Jahre zusammen, was nicht nur <strong>in</strong> <strong>Afrika</strong> Millionen Kle<strong>in</strong>bauern <strong>in</strong> den<br />
f<strong>in</strong>anziellen Ru<strong>in</strong> trieb.<br />
36