Agrar-Kolonialismus in Afrika - VSA Verlag
Agrar-Kolonialismus in Afrika - VSA Verlag
Agrar-Kolonialismus in Afrika - VSA Verlag
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Landwirtschaft im <strong>Agrar</strong>sektors <strong>Afrika</strong>s gefördert« 172 werden. Nachdem<br />
durch die Strukturanpassungspolitik staatliche Vermarktungsbehörden<br />
und damit die Versorgungs- und Absatzkanäle vieler Bauern beseitigt<br />
wurden, soll jetzt der private Sektor diese Rolle übernehmen. Angesichts<br />
der weltweit steigenden Nachfrage nach landwirtschaftlichen<br />
Produkten aus <strong>Afrika</strong> sei die Agro<strong>in</strong>dustrie »zunehmend auf die Zusammenarbeit<br />
mit zuverlässig zuliefernden Vertragsbauern angewiesen«. 173<br />
Das Konzept sche<strong>in</strong>t geradezu die Ideallösung, um die angestrebte<br />
Markt<strong>in</strong>tegration der Landwirtschaft – als Absatzmarkt für <strong>in</strong>puts wie<br />
als Lieferant – voranzubr<strong>in</strong>gen.<br />
Für die Agrounternehmen bietet diese Konstruktion erhebliche Vorteile:<br />
E<strong>in</strong> Heer billiger, oft hoch produktiver Betriebe, die sie gegene<strong>in</strong>ander<br />
ausspielen können, sichert den Nachschub <strong>in</strong> ausreichender<br />
Menge und hoher, gleichbleibender Qualität. Sie verschafft ihnen Zugang<br />
zu Land ohne langfristige Investitionen und ohne die Komplikationen<br />
unsicherer und konfliktträchtiger Landnutzungsrechte und hilft<br />
damit, e<strong>in</strong>es der zentralen Investitionsh<strong>in</strong>dernisse elegant zu umgehen.<br />
Ebenso vermeiden sie arbeitsrechtliche oder soziale Probleme mit eigenen<br />
Beschäftigten und verr<strong>in</strong>gern damit die Gefahr politischer Widerstände,<br />
<strong>in</strong>dem sie e<strong>in</strong>ige Bauern e<strong>in</strong>b<strong>in</strong>den, 174 oder von Imageschäden,<br />
wie sie die Blumen<strong>in</strong>dustrie erlebt.<br />
Die größeren Risiken tragen dagegen die Bauern. Ernteausfälle und<br />
schwankende Preise gehen zumeist auf ihre Kosten. Sie müssen den<br />
Anbau von Nahrungsmitteln e<strong>in</strong>schränken, da Land umgewidmet wird<br />
und/oder der gewohnte Mischanbau nur beschränkt möglich ist. Um<br />
Vertragsverpflichtungen zu erfüllen, können sie gezwungen se<strong>in</strong>, die Erträge<br />
auf Kosten von Bodenerosion und Umweltverschmutzung zu steigern.<br />
Als Pächter und Zulieferer s<strong>in</strong>d sie abhängig vom Abnehmer, der<br />
zahlreiche Möglichkeiten hat, über willkürliche Qualitätskriterien oder<br />
Berechnung von Zusatzkosten die E<strong>in</strong>nahmen der Bauern weiter zu reduzieren.<br />
Und die Gegenwart mexikanischer Maisbauern könnte die<br />
Zukunft ihrer afrikanischen Kollegen se<strong>in</strong>: Durch Vertragsanbau wur-<br />
172<br />
Andreas Foerster, <strong>Afrika</strong>-Abteilung des BMZ, zitiert <strong>in</strong>: E+Z 10/2006, 357<br />
173<br />
Roger Peltzer, Aufwachen. Deutsche <strong>Agrar</strong>förderung sollte Vorzüge des Vertragsbauernmodells<br />
für die Armutsbekämpfung erkennen, <strong>in</strong>: e<strong>in</strong>s Entwicklungspolitik, 12-2007,<br />
28-31<br />
174<br />
So hat es ansche<strong>in</strong>end auch Widerstände gegen die Pläne von SOCAPALM/SOCFI-<br />
NAL gegen e<strong>in</strong>e Ausweitung ihrer Plantage gegeben. Siehe: GRAIN, Seedl<strong>in</strong>g July 2007.<br />
117