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Agrar-Kolonialismus in Afrika - VSA Verlag

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Zielgruppe s<strong>in</strong>d vor allem Frauen, da sie – im Unterschied zu Männern<br />

– vorwiegend Trockenreisanbau betreiben. Bei Projektende sollen rund<br />

200.000 Hektar für den Nerica-Anbau genutzt und damit annähend<br />

750.000 Tonnen Reis im Jahr produziert werden, was e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>sparung<br />

von Reisimporten im Wert von annähernd 90 Millionen US-Dollar im<br />

Jahr entsprechen würde. 87<br />

Soweit die Prognosen und Versprechungen. Doch nach dem ersten<br />

Hype und teuren Projektentwürfen ist es still geworden um Nerica. Es<br />

gab noch e<strong>in</strong>ige Preise für das »Flaggschiff des CGIAR-Systems«, meist<br />

verliehen von den Organisationen, die das Projekt selbst unterstützten,<br />

und e<strong>in</strong>e Reihe von Feldversuchen, etwa <strong>in</strong> Kenia. Doch im ehrgeizigen<br />

<strong>Agrar</strong>entwicklungsprogramm für Africa, CAADP, wird der e<strong>in</strong>st hoch<br />

gelobte »Wunderreis«, der angeblich die Grüne Revolution anschieben<br />

sollte, nicht e<strong>in</strong>mal mehr erwähnt.<br />

Auch nach mehr als zehn Jahren sche<strong>in</strong>t Nerica immer noch im<br />

Experimentierstadium und se<strong>in</strong> angekündigter Siegeszug über den<br />

Kont<strong>in</strong>ent sich weitgehend auf Feldversuche <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Ländern zu<br />

beschränken. Jedenfalls ist der Anbau des Wunderreises <strong>in</strong> der Praxis<br />

weit von den vollmundigen Versprechungen der <strong>Agrar</strong>forscher,<br />

Politiker und Entwicklungsexperten entfernt. Er braucht Inputs und<br />

verursacht damit hohe Kosten, rechnet sich also angesichts niedriger<br />

Reispreise nicht. Zudem muss für jede Aussaat neues Saatgut gekauft<br />

werden, weil er nicht wieder ausgesät werden kann. Inzwischen gibt es<br />

mehrere H<strong>in</strong>weise auf Fehlschläge: Bei der Sorte Nerica 4 etwa kann<br />

es zu Ernteausfällen kommen, weil die Reifungsperiode mit 120 Tagen<br />

zu lang ist, »andere Nericas haben zahlreiche Nachteile wie Anfälligkeit<br />

für Krankheiten, späte Reife und unzureichende Ausbildung von<br />

Saatgut«. 88 Wenn schon »<strong>Afrika</strong>« und »Asien« gekreuzt werden, so der<br />

<strong>Agrar</strong>wissenschaftler Paul Richards von der Universität Wagen<strong>in</strong>gen,<br />

dann hätte die Grundlage nicht der asiatische Fremde se<strong>in</strong> sollen, sondern<br />

der afrikanische E<strong>in</strong>heimische. 89 Denn der hat <strong>in</strong> Jahrzehnten be-<br />

87<br />

Flyer WARDA-ARI 2003. Zum Vergleich: <strong>Afrika</strong>nische Länder importieren gegenwärtig<br />

Reis im Wert von m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>er Milliarde US-Dollar im Jahr.<br />

88<br />

G. Bigirwa et al., Performance and prospects of Nerica <strong>in</strong> Uganda, Beitrag bei der<br />

Konferenz »Biotechnology, breed<strong>in</strong>g and seed systems for African crops«, (Rockefeller<br />

Foundation, Mosambik, 26-29 March 2007)<br />

89<br />

Paul Richards, The history and future of African Rice. Food security and survival <strong>in</strong> a<br />

West African war zone, <strong>in</strong>: Africa Spectrum 41 (2006)1: 77-93<br />

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