Agrar-Kolonialismus in Afrika - VSA Verlag
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die »Zweite Welt«, Familienbetriebe und kle<strong>in</strong>bäuerliche Betriebe, die<br />
traditionell das Rückgrat der ländlichen Ökonomie bilden. Diesen Betrieben<br />
mangelt es vielfach wie den Subsistenzbauern ebenfalls an Kapital,<br />
produktiven Ressourcen und Informationen über Markt, Preise<br />
und verbesserte Anbaumethoden. Aber sie erzeugen über den Eigenbedarf<br />
h<strong>in</strong>aus Überschüsse, überwiegend für lokale Märkte und kle<strong>in</strong>e<br />
Verarbeitungsbetriebe. Mit traditionellen Exportprodukten wie Kaffee,<br />
Kakao oder Baumwolle und mit modernen »hochwertigen« Produkten<br />
wie Blumen oder Gemüse produzieren sie durchaus auch für den Weltmarkt.<br />
Im Unterschied zu den Großbetrieben s<strong>in</strong>d sie mit dem globalen<br />
Agrobus<strong>in</strong>ess nicht oder nur sehr punktuell verbunden, doch s<strong>in</strong>d sie<br />
abhängig von Zwischenhändlern, die ihnen <strong>in</strong>puts liefern und ihre Produkte<br />
abnehmen.<br />
Die Wiederentdeckung der Landwirtschaft bezieht sich vielfach direkt<br />
oder implizit auf die kle<strong>in</strong>bäuerliche Landwirtschaft, auf die »Zweite<br />
Welt« und deren Potenzial für Wachstum und Armutsm<strong>in</strong>derung. 216<br />
Zahlreiche empirische Untersuchungen belegen e<strong>in</strong>e enge Beziehung<br />
zwischen Farmgröße und Landproduktivität sowie zwischen Landproduktivität<br />
und Kapital<strong>in</strong>tensität. Kle<strong>in</strong>bäuerliche Betriebe erzeugen<br />
mehr Nahrung je Hektar mit weniger Kapital, dafür mit mehr Arbeit.<br />
Sowohl bei der Produktion je Hektar wie bei der Produktion je Investitionse<strong>in</strong>heit<br />
übertreffen sie größere und stärker <strong>in</strong>dustrialisierte Betriebe<br />
deutlich. Aufgrund niedriger Herstellungskosten liefern sie <strong>in</strong>sbesondere<br />
Grundnahrungsmittel zu niedrigen Preisen, was wiederum für die<br />
Versorgung der städtischen Bevölkerung mit ger<strong>in</strong>gem E<strong>in</strong>kommen<br />
wichtig ist. Zudem trägt e<strong>in</strong>e Unterstützung für kle<strong>in</strong>bäuerliche Betriebe<br />
sehr viel wirksamer zu Gerechtigkeit und Armutsm<strong>in</strong>derung bei.<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus leisten sie e<strong>in</strong>en wesentlichen Beitrag zur Entwicklung<br />
der lokalen Wirtschaft, da E<strong>in</strong>nahmen vorwiegend lokal verausgabt<br />
werden, Überschüsse <strong>in</strong> der näheren Umgebung gehandelt und verarbeitet<br />
und vor Ort Arbeitsplätze geschaffen werden.<br />
Unstrittig ist, dass <strong>Afrika</strong>s Landwirtschaft und <strong>in</strong>sbesondere die bäuerliche<br />
Landwirtschaft neue, umfassende Konzepte braucht, um Produktivität<br />
und Produktion zu steigern und die Nutzung der Ressourcen<br />
216<br />
Peter Hazell u.a., The Future of Small Farms for Poverty Reduction and Growth,<br />
2007 (IFPRI 2020 Discussion Paper No. 42); X<strong>in</strong>shen Diao u.a., The Role of Agriculture <strong>in</strong><br />
Development. Implications for Sub-Saharan Africa, 2007 (IFPRI Research Report 153).<br />
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