Agrar-Kolonialismus in Afrika - VSA Verlag

Qualität aus Bauernhand
Um geprüftes Saatgut in Gebieten bereit zu stellen, in denen der kommerzielle
Handel nicht präsent ist und der Staat nicht die Mittel hat,
um ein umfassendes Zertifi zierungssystem umzusetzen, entwickelte
die FAO das Quality Declared Seed-System (QDS), ein einfacher,
leicht zu handhabender Mechanismus der Saatgutvermehrung. Dabei
beziehen die Saatguthersteller, etwa kleinbäuerliche Betriebe, ihr
Ausgangsmaterial meist von nationalen Agrarforschungsinstituten. Für
die Qualitätskontrolle sind sie selbst verantwortlich, während Landwirtschaftsbehörden
nur Stichproben von Saatgut und Vermehrungsfeldern
nehmen. Anders als die meisten Handelssorten können die
verwendeten Sorten in der Regeln nach der Ernte wieder als Saatgut
verwendet werden. Inzwischen werden zunehmend auch »Bauernsorten«,
Landsorten und neue Pfl anzensorten, die durch »partizipatorische
Züchtungsprozesse« von Bauerngruppen entwickelt wurden, in
das Programm aufgenommen.
Der offiziellen Agrarpolitik dagegen gelten farmer’s seed-Systeme
bestenfalls als ein notwendiges Übel, das möglichst schnell durch ein
formelles vertikales Saatgut-Vertriebssystem ersetzt werden sollte. Wie
beim Dünger würde das einen gewaltigen Markt für die globale Saatgutindustrie
eröffnen.Und daran wird kräftig gearbeitet.
2. Reform der Saatgutgesetzgebung 74
1999 gründete die American Seed Trade Association (ASTA) einen
afrikanischen Ableger, die Africa Seed Trade Association (AFSTA), die
als lokale Lobbyorganisation für die transnationale Saatgutindustrie
fungiert. So ist zum Beispiel Enock Chikava, Regionalmanager von
Monsanto in Ostafrika, Vorsitzender der Seed Trade Organisation von
Malawi und im AFSTA-Vorstand. AFSTA hat die Aufgabe, »die regionale
Integration und Harmonisierung von Politik und Regulierung im Saatgutbereich
zur Unterstützung des US-Saatguthandels voranzutreiben«.
Beim ersten AFSTA-Kongress im März 2001 in Kairo diskutierten die
Delegierten »Politikreformen, die notwendig sind, um den kommerzi-
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Vgl. zum Folgenden: GRAIN: Africa’s seed laws: red carpet for corporations
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