Agrar-Kolonialismus in Afrika - VSA Verlag
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Maßnahmen, das von <strong>in</strong>stitutionellen Reformen, Good Governance, Infrastrukturentwicklung,<br />
Capacity build<strong>in</strong>g bis h<strong>in</strong> zur Förderung e<strong>in</strong>es<br />
privaten F<strong>in</strong>anz- und Kreditsektors, der etwa auf Mikrokreditprogrammen<br />
aufbaut, reicht. Der Köder, um <strong>Afrika</strong>s Regierungen zu solchen<br />
Maßnahmen zu bewegen, ist u.a. die Aussicht auf den Abbau von Subventionen<br />
der OECD-Länder, die Mohrrübe, die vor ihrer Nase baumelt<br />
und sie dazu motivieren soll, weitere Liberalisierungsschritte zu gehen<br />
und den Forderungen der Industrieländer und Investoren nachzukommen.<br />
Auch die Konzerne s<strong>in</strong>d nach E<strong>in</strong>schätzung von Anthony Weis bereit,<br />
die bisherige Subventionierung gegen weitere Liberalisierungsfortschritte<br />
e<strong>in</strong>zutauschen, weil sie wissen, dass »sich ihre Möglichkeiten,<br />
sich billige Bezugsquellen zu sichern, verbessern werden, wenn die Bauern<br />
weltweit <strong>in</strong> Konkurrenz mite<strong>in</strong>ander liegen«. 218<br />
Die wichtigste Triebkraft der Transformation s<strong>in</strong>d die transnationalen<br />
<strong>Agrar</strong>konzerne und Supermarktketten. Sie bestimmen, wie Nahrungsmittel<br />
erzeugt, verarbeitet und vermarktet werden müssen unter<br />
Verwendung <strong>in</strong>dustrieller Produktionsmittel und Verfahren. Dieses<br />
Oligopol kontrolliert alle wichtigen Produktionsmittel, Verarbeitungsprozesse<br />
und Absatzmärkte durch e<strong>in</strong>en rapiden Prozess der horizontalen<br />
und vertikalen Integration. Zur Ausweitung ihrer Macht brauchen<br />
sie die Politik und <strong>in</strong>sbesondere die Entwicklungszusammenarbeit als<br />
Steigbügelhalter für rechtliche Rahmenbed<strong>in</strong>gungen, die Bereitstellung<br />
öffentlicher Güter und die Absicherung gegen politische und wirtschaftliche<br />
Risiken.<br />
Der »Aufruf zu e<strong>in</strong>er Grünen Revolution« <strong>in</strong> <strong>Afrika</strong> ist das Signal für<br />
e<strong>in</strong>en neuerlichen Versuch, die Bereiche von <strong>Afrika</strong>s Landwirtschaft,<br />
die noch nicht vollständig <strong>in</strong> die globale Wertschöpfungskette der<br />
<strong>Agrar</strong>- und Nahrungsmittel<strong>in</strong>dustrie <strong>in</strong>tegriert s<strong>in</strong>d, zu erreichen – vorangetrieben<br />
mit PR-Kampagnen, Geld und politischem Druck, verpackt<br />
<strong>in</strong> Konferenzen, Reformprogramme und Strategiepapiere, aber<br />
auch durchgesetzt durch Handelsvere<strong>in</strong>barungen wie EPAs. <strong>Afrika</strong>s<br />
Landwirtschaft ist sowohl als Absatzmarkt wie auch als Produktionsfaktor<br />
für die globale kapitalistische Inwertsetzung e<strong>in</strong>er der wenigen<br />
Bereiche, die »untergenutzt« s<strong>in</strong>d und sich der kommerziellen Logik<br />
zum<strong>in</strong>dest noch teilweise entziehen konnten, beziehungsweise von ihr<br />
als »unproduktiv« ausgeschlossen und marg<strong>in</strong>alisiert wurden. <strong>Afrika</strong>s<br />
218<br />
Anthony Weis, The Global Food Economy, 2007, 158<br />
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