Agrar-Kolonialismus in Afrika - VSA Verlag
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senschaften und Nachbarschaftshilfe. Diese Lösungen funktionieren<br />
unter den oft ungünstigen Bed<strong>in</strong>gungen, an die sie angepasst s<strong>in</strong>d. Sie<br />
sichern die Ernährung, produzieren Überschüsse und br<strong>in</strong>gen Geld.<br />
Und sie helfen gleichzeitig, dem wohl größten Problem der Landwirtschaft<br />
<strong>in</strong> <strong>Afrika</strong> zu begegnen, den vielfältigen Umweltschäden durch die<br />
Übernutzung von Ressourcen wie Böden oder Vegetation.<br />
Insofern bietet die kle<strong>in</strong>bäuerliche Landwirtschaft günstige Ausgangsbed<strong>in</strong>gungen<br />
für e<strong>in</strong>e breite, armutsm<strong>in</strong>dernde Entwicklungsstrategie.<br />
Sie ist nach wie vor weit verbreitet und stellt für Millionen<br />
Familien durch den Besitz von Land und Zugang zu Grundnahrungsmitteln<br />
e<strong>in</strong>e zentrale Stütze <strong>in</strong> deren flickenteppichartigen Überlebensstrategien<br />
aus Landwirtschaft, Lohnarbeit, Kle<strong>in</strong>handel und Verarbeitung<br />
dar. Die <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> <strong>Afrika</strong> – abgesehen vom südlichen<br />
<strong>Afrika</strong> – noch relativ gleichmäßige Landverteilung bietet zudem e<strong>in</strong>e<br />
wesentliche Voraussetzung dafür, dass Unterstützungsmaßnahmen vielen<br />
zugute kommen und e<strong>in</strong>e gerechte und armutsm<strong>in</strong>dernde landwirtschaftliche<br />
Entwicklung erfolgen kann. Zudem gibt der Landbesitz der<br />
ländlichen Bevölkerung e<strong>in</strong> gewisses Maß an wirtschaftlicher Sicherheit<br />
und Autonomie, die sie – bei entsprechenden Organisationsformen – <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>e »politische Stimme« umsetzen kann.<br />
»Die Subsistenzproduktion, die oft von ihren Kritikern als Zeichen<br />
für Rückständigkeit gesehen wird, ist <strong>in</strong> Wahrheit die stärkste<br />
Trumpfkarte der Bauern. Bei schlechten Absatzmöglichkeiten oder<br />
stark schwankenden Preisen hat sie e<strong>in</strong>e wichtige Abfederungsfunktion,<br />
die das Überleben der Bauern unter widrigen Umständen ermöglicht.<br />
Die Möglichkeit, sich auf sie zurückzuziehen, gibt den Bauern<br />
e<strong>in</strong>e Verhandlungsstärke und Standfestigkeit, die die landlose,<br />
vollständig proletarisierte ländliche Bevölkerung nicht besitzt.«<br />
(Deborah Bryceson u.a. [ed.], Disappear<strong>in</strong>g Peasantries? 2001, 312)<br />
E<strong>in</strong>e Entwicklung und Verbesserung der kle<strong>in</strong>bäuerlichen Betriebe erfordert<br />
zudem nicht nur weitaus ger<strong>in</strong>gere Eigenmittel, sondern auch<br />
weitaus weniger öffentliche Investitionen als der Ausbau e<strong>in</strong>er Landwirtschaft<br />
nach dem Modell der »Grünen Revolution« mit e<strong>in</strong>er festen<br />
Markte<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung, e<strong>in</strong>schließlich des Exports, weil die Anforderungen<br />
an Infrastruktur oder Produktionsmittel weitaus ger<strong>in</strong>ger s<strong>in</strong>d. Untersuchungen<br />
<strong>in</strong> Uganda zeigten, dass bereits ger<strong>in</strong>ge Investitionen <strong>in</strong> die<br />
Infrastruktur spürbare Verbesserungen br<strong>in</strong>gen. So wurde durch den<br />
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