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Agrar-Kolonialismus in Afrika - VSA Verlag

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So sieht etwa die Weltbank auch den Ausstieg aus der Landwirtschaft<br />

vor – e<strong>in</strong>e »Exit-Option«. Neue Beschäftigungsmöglichkeiten <strong>in</strong><br />

größeren landwirtschaftlichen Betrieben oder <strong>in</strong> der Agro<strong>in</strong>dustrie sollen<br />

die verdrängten Kle<strong>in</strong>bauern auffangen. Die UN-Organisation für<br />

Ernährung und Landwirtschaft, FAO, hat allerd<strong>in</strong>gs gezeigt, dass die<br />

Zahl derjenigen, die <strong>in</strong> neuen Beschäftigungsmöglichkeiten, etwa als<br />

Arbeiter auf exportorientierten Farmen, unterkommen, ger<strong>in</strong>ger ist als<br />

die Zahl derer, die ihr Land verlieren. 226 E<strong>in</strong>hundert Hektar Land, die<br />

<strong>in</strong> den Tropen von Bauernfamilien bewirtschaften werden, bieten etwa<br />

35 Arbeitsplätze. Plantagen von Ölpalmen und Zuckerrohr schaffen auf<br />

der selben Fläche zehn meist schlecht bezahlte Arbeitsplätze, Eukalyptus<br />

und Sojabohnen gerade mal e<strong>in</strong>en halben. 227<br />

Über 500 Millionen Kle<strong>in</strong>betriebe! Wenn e<strong>in</strong> großer Teil davon verschw<strong>in</strong>den<br />

würde – woher sollen die neuen Arbeitsplätze kommen?<br />

Dass sie <strong>in</strong> der Vergangenheit nicht geschaffen wurden, zeigen die<br />

Slums der Städte. Die vertriebenen Bäuer<strong>in</strong>nen und Bauern werden die<br />

<strong>in</strong>dustrielle Reservearmee verstärken und damit dazu beitragen, die<br />

Löhne niedrig zu halten. Für diejenigen, für die diese Rechnung nicht<br />

aufgeht, verspricht die Politik »Sicherheitsnetze«. Dafür veranschlagt<br />

der NEPAD-Aktionsplan für <strong>Afrika</strong>s Landwirtschaft (CAADP) gut 40<br />

Milliarden. Das ist das Fünffache dessen, was für die Förderung der<br />

kle<strong>in</strong>bäuerlichen Landwirtschaft vorgesehen ist.<br />

In der Katastrophendiskussion gibt es den Begriff »Triage«. Ursprünglich<br />

stammt er aus der Militärmediz<strong>in</strong>, abgeleitet vom französischen<br />

Verb »trier«, sortieren. Im Deutschen spricht man ganz unverfänglich<br />

auch von »Sichtung« oder »E<strong>in</strong>teilung«. Es geht um die<br />

E<strong>in</strong>teilung von Verletzten auf dem Schlachtfeld, beziehungsweise bei<br />

e<strong>in</strong>em Massenunfall oder e<strong>in</strong>er Epidemie. E<strong>in</strong>e Vorsortierung <strong>in</strong> aussichtslose<br />

Fälle, Schwer- und Leichtverletzte soll helfen, knappe Mittel<br />

– personelle und materielle Ressourcen – möglichst »effizient« e<strong>in</strong>zusetzen<br />

– also e<strong>in</strong>e Entscheidung gegen die Behandlung von Verwundeten,<br />

die mit hoher Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit sterben werden, zugunsten von<br />

Menschen, die gerettet werden können.<br />

226<br />

FAO, Towards Appropriate Agricultural Trade Policy for Low Income Develop<strong>in</strong>g<br />

Countries. 2005 (FAO Trade Policy Technical Notes Nr. 14)<br />

227<br />

Eric Holt-Giménez, Sprit vom Acker, <strong>in</strong>: LE MONDE diplomatique, Juni 2007, 12f.<br />

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