Agrar-Kolonialismus in Afrika - VSA Verlag
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Freigrenze dafür genutzt wird, Zölle auf Importe wie Autos oder Elektronik,<br />
für den Schutz von Industriebetrieben oder die Abschirmung<br />
der Nahrungsmittelproduktion gegen Billigimporte zu verwenden, ist<br />
offen und hängt von <strong>in</strong>nergesellschaftlichen Kräfteverhältnissen und<br />
politischen und wirtschaftlichen Interessen ab.<br />
Im Unterschied zu komplizierten, willkürlichen Ausnahmeregelungen<br />
oder Konzepten e<strong>in</strong>er unsicheren Ernährungssicherung über<br />
den Markt setzt das Konzept der Ernährungssouveränität auf das Recht<br />
und die Fähigkeit jedes Landes, die eigenen Nahrungsmittel zu produzieren<br />
sowie darüber zu entscheiden, wie sie produziert werden. Dieses<br />
Konzept wurde als Antwort auf die – eher vage – Def<strong>in</strong>ition von Ernährungssicherheit<br />
durch den Welternährungsgipfel 1996 von der weltweiten<br />
Bauernbewegung La Via Campes<strong>in</strong>a entwickelt und gew<strong>in</strong>nt immer<br />
breitere Unterstützung. 211 Dabei geht es nicht nur um das Recht auf<br />
Nahrung, sondern auch darum, dass sie ökologisch und nachhaltig produziert<br />
wird und die Produzenten e<strong>in</strong>e aktive Rolle bei der Gestaltung<br />
der Ernährungspolitik spielen können. Regierungen müssen die dafür<br />
notwendigen Voraussetzungen schaffen, wie e<strong>in</strong>en wirksamen Schutz<br />
gegen Billigimporte, die Förderung lokaler und regionaler Märkte anstelle<br />
von teuren und umweltbelastenden Exporten, die Kontrolle über<br />
wichtige Produktionsmittel wie Saatgut und genetische Ressourcen,<br />
wirksame <strong>Agrar</strong>reformen und e<strong>in</strong>e gerechte Verteilung von Ressourcen<br />
und Nutzungsgebieten zwischen Bauern, Viehhaltern, Fischern, Landlosen<br />
und <strong>in</strong>digenen Geme<strong>in</strong>schaften. Länder und Regierungen, so die<br />
Überzeugung, dürfen ihre Verantwortung für die Ernährungssicherheit<br />
nicht völlig an nationale oder <strong>in</strong>ternationale Marktkräfte abtreten, die<br />
wenig Rücksicht nehmen auf Nachhaltigkeit, faire E<strong>in</strong>kommen oder auf<br />
Umweltbelastungen. 212<br />
Diesem Gegenmodell zur neoliberalen <strong>Agrar</strong>- und Ernährungspolitik<br />
sollten sich auch die Verhandlungen über den <strong>in</strong>ternationalen <strong>Agrar</strong>handel<br />
unterordnen. Die Forderungen von Vertretern von Bauernorganisationen<br />
aus <strong>Afrika</strong>, Asien, Europa und Amerika, die sich im Februar<br />
211<br />
Siehe 2004 Draft Peoples’ Convention on Food Sovereignty, zitiert <strong>in</strong>: Michael W<strong>in</strong>dfuhr/Jennie<br />
Jonsen, Food Sovereignty – Towards Democracy <strong>in</strong> Localized Food Systems,<br />
2005 (ITDG Work<strong>in</strong>g Papers)<br />
212<br />
Friends of the Earth International, trade and people’s food sovereignty, April 2003,<br />
www.foei.org<br />
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