Agrar-Kolonialismus in Afrika - VSA Verlag
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Aus für Outspan<br />
Bis weit <strong>in</strong> die 1980er Jahre h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> boten Preisabkommen für Rohstoffe,<br />
etwa für Kaffee, starke Produzentenorganisationen und staatliche<br />
Aufkaufbehörden e<strong>in</strong> Gegengewicht gegen die Macht der <strong>in</strong>ternationalen<br />
Aufkäufer. Doch sie fi elen der Strukturanpassungs- und Liberalisierungspolitik<br />
zum Opfer. Seither werden die Produzenten durch<br />
»den Markt« und die Marktmacht der Käufer ause<strong>in</strong>ander dividiert.<br />
E<strong>in</strong> Beispiel dafür ist Outspan, die noch vor wenigen Jahren mächtige<br />
Vermarktungsorganisation für südafrikanische Zitrusfrüchte. Angeworben<br />
durch private Exporteure, Importeure und große E<strong>in</strong>zelhandelsunternehmen,<br />
stiegen zunächst die wirtschaftlich stärksten Erzeuger<br />
aus den Mitgliedsgenossenschaften aus, wodurch diese geschwächt<br />
wurden. Um zu überleben, wandelten sich die Genossenschaften <strong>in</strong><br />
private Unternehmen um und schlossen nach und nach ihre schwächeren<br />
Mitglieder aus, die damit weitgehend von Exportmöglichkeiten<br />
abgeschnitten s<strong>in</strong>d. Aber auch Outspan selbst beliefert heute nur noch<br />
den zweitrangigen Markt <strong>in</strong> Osteuropa. 1<br />
1<br />
Charles Mather/Stephen Greenberg, Market Liberalisation <strong>in</strong> Post-Apartheid South Africa: The Restructur<strong>in</strong>g<br />
of Citrus Exports after »Deregulation«, <strong>in</strong>: Journal of Southern African Studies, Vol. 29, No. 2<br />
(June 2003)<br />
Gleichzeitig treiben sie e<strong>in</strong> Umstrukturierung und Segmentierung <strong>in</strong><br />
der Landwirtschaft voran. Ähnlich wie die Exporteure stellen die Aufkäufer<br />
der Supermärkte hohe Anforderungen an Liefermenge, Zuverlässigkeit<br />
und Qualität. Viele Bauern, die Supermärkte beliefern, haben<br />
bereits Erfahrungen mit dem Export und erfüllen die Standards und<br />
Anforderungen der Europäischen Union oder anderer Exportmärkte.<br />
Für sie eröffnet sich mit den Supermärkten somit e<strong>in</strong> zusätzlicher Absatzmarkt.<br />
Meist müssen die Erzeuger ihre Produkte bereits gewaschen,<br />
verpackt, etikettiert und mit dem entsprechenden Strichcode versehen<br />
abliefern. Bei verderblichen Produkten s<strong>in</strong>d sie verpflichtet, Kühlwagen<br />
zu benutzen, für Milch brauchen sie Kühle<strong>in</strong>richtungen. Um diese Anforderungen<br />
zu erfüllen, s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Regel größere Investitionen und<br />
betriebliche Umstellungen notwendig, die Kle<strong>in</strong>bauern am schwersten<br />
fallen. Ähnlich wie manche Exporteure stellen die Supermarkt-Ketten<br />
direkte Kontakte mit Produzenten her wie etwa durch sogenannte outgrower<br />
schemes, überwiegend mit Bauern, die größere Mengen liefern<br />
können.<br />
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