Agrar-Kolonialismus in Afrika - VSA Verlag
Agrar-Kolonialismus in Afrika - VSA Verlag
Agrar-Kolonialismus in Afrika - VSA Verlag
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Diese Renaissance sche<strong>in</strong>t besonders im Falle <strong>Afrika</strong>s nur konsequent.<br />
Sie verknüpft mehrere Anliegen: Es zeichnet sich ab, dass bei Fortsetzung<br />
der bisherigen Politik <strong>Afrika</strong> derjenige Kont<strong>in</strong>ent se<strong>in</strong> wird, <strong>in</strong> dem<br />
die Millenniumsziele (MDGs) der Armutsm<strong>in</strong>derung am weitesten verfehlt<br />
werden. Außerdem verlangsamen sich weltweit die Zuwachsraten<br />
bei der Produktion von Grundnahrungsmitteln. Wuchsen die Erträge <strong>in</strong><br />
den Entwicklungsländern <strong>in</strong> den 1970er Jahren durchschnittlich noch<br />
um 2,8% im Jahr, so sank der Zuwachs auf 1,5% <strong>in</strong> den 1990er Jahren.<br />
48 Die »Grüne Revolution« <strong>in</strong> Asien hat ihre Wachstumsspielräume<br />
weitgehend ausgeschöpft. Die Gunststandorte mit guten Böden und Bewässerungsmöglichkeiten<br />
– die »easy ga<strong>in</strong>s« – s<strong>in</strong>d überwiegend erschlossen.<br />
Die Investitionskosten s<strong>in</strong>d gestiegen, Umweltschäden wie<br />
Versumpfung, Versalzung und s<strong>in</strong>kende Grundwasserspiegel wirken<br />
sich bremsend auf die Produktion aus. Mehr Inputs bedeuten höhere<br />
Kosten, aber nicht notwendig mehr Ertrag oder Gew<strong>in</strong>n. H<strong>in</strong>zu kommt<br />
e<strong>in</strong>e rasch steigende Weltmarktnachfrage aus Ländern wie Ch<strong>in</strong>a und<br />
die Verknappung von Überschüssen aufgrund von <strong>Agrar</strong>reformen <strong>in</strong><br />
Industrieländern, die bislang nach Absatzmärkten suchten. Aktuellstes<br />
Beispiel für die Neuentdeckung des Potenzials der Landwirtschaft ist<br />
der Hype über die »Biotreibstoffe«, der diese Verknappung und Verteuerung<br />
zu verstärken droht.<br />
Experten s<strong>in</strong>d sich e<strong>in</strong>ig, dass die Landwirtschaft <strong>in</strong> <strong>Afrika</strong> »Potenzial«<br />
bietet beziehungsweise weit h<strong>in</strong>ter ihren produktiven Möglichkeiten<br />
zurückbleibt. 49 So sieht der CAADP, »e<strong>in</strong> substanzielles unerschlossenes<br />
Potenzial für die Nutzung der Land- und Wasserressourcen<br />
für die landwirtschaftliche Produktion«. 50 Während <strong>in</strong> vielen Ländern<br />
kaum noch Landreserven zur Verfügung stehen, werden <strong>in</strong> <strong>Afrika</strong> die<br />
874 Million Hektar Land, die nach Auffassung der FAO für die landwirtschaftliche<br />
Produktion geeignet wären, nur unzureichend genutzt.<br />
Durch Intensivierung und Flächenausweitung wären bis 2030 Produktionssteigerungen<br />
um 75% möglich.<br />
48<br />
World Bank, Agricultural Growth for the Poor: An Agenda for Development, 2005,<br />
29<br />
49<br />
Siehe etwa X<strong>in</strong>shen Diao, u.a., The Role of Agriculture <strong>in</strong> Development. Implications<br />
for Sub-Saharan Africa, 2007 (IFPRI Research Report 153).<br />
50<br />
CAADP, Chapter 2; Siehe auch FAO, Irrigation <strong>in</strong> Africa <strong>in</strong> figures: Aquastat Survey<br />
2005. Danach wird <strong>in</strong> zahlreichen Ländern nur e<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>ger Teil der möglichen Anbaufläche<br />
auch wirklich genutzt, www.fao.org/ag/aquastat.<br />
42