Agrar-Kolonialismus in Afrika - VSA Verlag
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dem Vorbild der Landlosenbewegung MST <strong>in</strong> Brasilien zu. Die Landless<br />
Peoples Movement, die 2001 <strong>in</strong>s Leben gerufen wurde, droht mit e<strong>in</strong>er<br />
Umverteilung durch massenhafte Landbesetzungen. Inzwischen warnt<br />
auch der Generalsekretär des mächtigen Gewerkschaftsdachverbandes<br />
COSATU, Zwel<strong>in</strong>zima Vavi: »Wenn wir 2014, nach 20 Jahren Demokratie,<br />
das Land nicht umverteilt haben, werden wir uns <strong>in</strong> der gleichen<br />
Situation wiederf<strong>in</strong>den wie Simbabwe.« 130<br />
»Die Tragödie der neoliberalen Landpolitik besteht dar<strong>in</strong>, dass sie<br />
wirksame Landreformen verh<strong>in</strong>dert – Reformen, die Menschen aus<br />
der Armut befreien, die Ressourcengerechtigkeit vergrößern, den<br />
Lebensstandard verbessern, den Lebensunterhalt für die ländliche<br />
Bevölkerung sichern und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Fällen sogar die <strong>Agrar</strong>exporte<br />
steigern.« (Peter Rosset u.a., [Hrsg.], Promised Land: Compet<strong>in</strong>g<br />
Visions of <strong>Agrar</strong>ian Reform, November 2006, www.foodfirst.org/<br />
node/1587)<br />
3. Enteignung durch Landtitel<br />
Unzureichend gesicherte Landnutzungsrechte gelten weith<strong>in</strong> als e<strong>in</strong>e<br />
wesentliche Ursache dafür, warum <strong>Afrika</strong>s Bauern nicht <strong>in</strong>vestieren,<br />
also ke<strong>in</strong>en Dünger, Saatgut und Pestizide kaufen und dafür Kredite<br />
aufnehmen. Denn sie müssten befürchten, so die Begründung, dass ihre<br />
Investitionen und ihre Arbeit <strong>in</strong> die Verbesserung von Vegetation und<br />
Boden vergebens waren, weil sie ihr Land jederzeit verlieren könnten.<br />
Mit der Ankündigung, den ärmeren Kle<strong>in</strong>bauern und vor allem auch<br />
den Frauen zu helfen, wurden daher <strong>in</strong> den vergangenen Jahren <strong>in</strong> vielen<br />
Ländern <strong>Afrika</strong>s <strong>in</strong>stitutionelle und rechtliche Reformen der traditionellen<br />
Landnutzungsrechte begonnen. Angestoßen und oftmals kräftig<br />
subventioniert wurden sie vielfach von <strong>in</strong>ternationalen F<strong>in</strong>anz<strong>in</strong>stitutionen<br />
wie der Weltbank und der <strong>in</strong>ternationalen Gebergeme<strong>in</strong>schaft. 131<br />
130<br />
Zitiert bei Greenberg, The Landless People’s Movement and the Failure of Post-<br />
Apartheid Land Reform, 149.<br />
131<br />
Siehe zum Beispiel die Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit, GTZ, und ihr<br />
Sektorprojekt Land Tenure <strong>in</strong> Development Cooperation (www.gzt.de/lam<strong>in</strong>/). E<strong>in</strong>en detaillierten<br />
Überblick liefert Oxfam, Land rights <strong>in</strong> Africa: An <strong>in</strong>troduction, 2007, www.oxfam.org.uk.<br />
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