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Agrar-Kolonialismus in Afrika - VSA Verlag

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Stromausfälle zu Produktionsverlusten <strong>in</strong> der Wirtschaft führen. Die<br />

Herden der Massai f<strong>in</strong>den kaum noch e<strong>in</strong>e Tränke, die Fischer am Unterlauf<br />

fangen weniger Fische. Und wenn der Schnee auf dem Kilimanscharo<br />

geschmolzen se<strong>in</strong> wird, wird es noch schwieriger se<strong>in</strong>.<br />

Vor e<strong>in</strong>igen Jahren hat die Regierung – mit e<strong>in</strong>em Kredit der Weltbank<br />

– im Zuge e<strong>in</strong>er neuen Gesetzgebung das Wasser verstaatlicht und<br />

begonnen, Wassernutzungsrechte an Bauern, Städte und Energieunternehmen<br />

zu vergeben. Dadurch soll die Verteilung besser geregelt und<br />

die Regierung von den Kosten für das Wassermanagement entlastet<br />

werden. Seit Anfang der 1990er Jahre müssen alle Nutzer – Städte,<br />

Plantagen und Familienbetriebe – daher für die Versorgung bezahlen.<br />

Die Wasserbehörde, die für die Verteilung zuständig ist, funktioniert<br />

allerd<strong>in</strong>gs nur unzureichend. So haben manche Nutzer zwar Wasserlizenzen,<br />

bekommen aber ke<strong>in</strong> Wasser. Andere, die näher an der Quelle<br />

sitzen oder mehr E<strong>in</strong>fluss haben, erhalten teils mehr als sie brauchen.<br />

Immer häufiger kommt es zu handfesten Konflikten. Mehrfach<br />

zerstörten unzufriedene Bauern die Schleusen und Kanäle. Die e<strong>in</strong>en<br />

zahlen ihre Gebühren nicht, weil sie ke<strong>in</strong> Wasser bekommen. Viele traditionelle<br />

kle<strong>in</strong>bäuerliche Nutzer, die mit Erddämmen und Gräben das<br />

Flusswasser auf ihre Felder umleiten, denken gar nicht daran, Lizenzen<br />

zu beantragen oder gar für das Wasser zu zahlen, das schließlich e<strong>in</strong><br />

»Geschenk Gottes« sei. Und die dritten können nicht zahlen, weil sie<br />

zu arm s<strong>in</strong>d. So ist die Wasserbehörde auch weiterh<strong>in</strong> auf Gelder der<br />

Regierung angewiesen.<br />

E<strong>in</strong>e jüngst veröffentlichte Studie kommt denn auch zu e<strong>in</strong>em vernichtenden<br />

Urteil: Im Gegensatz zu den Erwartungen »versagte das<br />

neue System sowohl als Instrument für die Registrierung, als auch für<br />

die Besteuerung und das Wassermanagement, und vergrößerte die ländliche<br />

Armut. 142 Korruption schmälerte die erhofften E<strong>in</strong>nahmen, Nutzer<br />

zweigten unter Verweis auf die Tatsache, dass sie bezahlt hätten, mehr<br />

Wasser ab, als ihnen zustand, wodurch sich die Konflikte zwischen Nutzern<br />

am Ober- und am Unterlauf, die trotz ihrer Lizenz leer ausg<strong>in</strong>gen,<br />

verschärften. Anders als die »modernen« Nutzer wie Städte und Plantagen,<br />

die sich an das neue System e<strong>in</strong>igermaßen anpassen konnten, war<br />

es für die kle<strong>in</strong>eren Nutzer, die seit Jahrzehnten das Wasser nach ihren<br />

142<br />

Barbara van Koppen u.a., Formal Water Rights <strong>in</strong> Rural Tanzania: Deepen<strong>in</strong>g the<br />

Dichotomy? 2004 (International Water Management Institute, Work<strong>in</strong>g Paper 71)<br />

97

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