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Agrar-Kolonialismus in Afrika - VSA Verlag

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Innovative Landreformen?<br />

Parallel zum Rückgang der fi nanziellen Mittel für die Landwirtschaft<br />

unterstützte die Weltbank seit 1983 auch ke<strong>in</strong>e staatlichen Landreformprogramme<br />

mehr, da sie nicht <strong>in</strong> ihr makroökonomisches Strukturanpassungskonzept<br />

passten. Anfang der 1990er Jahre taucht die<br />

Landreform dann <strong>in</strong> der Entwicklungspolitik wieder auf, zusammen mit<br />

den Konzepten von »armutsorientiertem Wachstum«. 1 Die »neue Welle«<br />

von Landreformen basiert auf dem Konzept e<strong>in</strong>er »marktgestützten<br />

Landreform« und wird von der Weltbank zunächst <strong>in</strong> Ländern mit großen<br />

Unterschieden im Landbesitz und dadurch mit e<strong>in</strong>em hohem politischen<br />

Konfl iktpotenzial erprobt – Brasilien, Kolumbien und Südafrika.<br />

Der Ansatz geht davon aus, dass durch marktgestützten Besitzerwechsel<br />

und die E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung und die freiwillige Beteiligung von Käufer und<br />

Verkäufer (»will<strong>in</strong>g buyer, will<strong>in</strong>g seller«) die Kosten und Reibungsverluste<br />

e<strong>in</strong>er Umverteilung ger<strong>in</strong>ger s<strong>in</strong>d als bei staatlichen, oft bürokratischen<br />

Verfahren. Doch das Verfahren ist weniger erfolgreich als die<br />

staatlichen Programme <strong>in</strong> den 1960er und 1970er Jahren: So wurden<br />

<strong>in</strong> Bolivien drei Viertel der landwirtschaftlichen Nutzfl äche umverteilt,<br />

wovon über 80% der Haushalte profi tierten, <strong>in</strong> Chile, Peru, Mexiko und<br />

Philipp<strong>in</strong>en war es etwa die Hälfte des Landes, von der zwischen 20<br />

und 40% der ländlichen Bevölkerung profi tierten. Dagegen wurden bei<br />

marktgestützten Reformprogrammen <strong>in</strong> Zimbabwe 16,6%, <strong>in</strong> Namibia<br />

6% und <strong>in</strong> Brasilien lediglich 0,4% umverteilt. 2<br />

1<br />

Zu den Gründen für die »recent reappearance of agrarian neo-populism <strong>in</strong> the form of ›marketfriendly‹<br />

land reform« siehe: Henry Bernste<strong>in</strong>, Land Reform: Tak<strong>in</strong>g a long(er) view, <strong>in</strong>: Journal of <strong>Agrar</strong>ian<br />

Change, 2002, 2(4):433-463.<br />

2<br />

The Unresolved Land Reform Debate: Beyond State-Led or Market-Led Models, 2006, www.undp.<br />

org/povertycentre<br />

Allerd<strong>in</strong>gs stellte sich schnell heraus, dass es nur wenige »willige<br />

Verkäufer« gibt. Und angesichts steil steigender Bodenpreise, <strong>in</strong> die<br />

Höhe getrieben von weißen Farmern, der städtischen Mittelschicht und<br />

der kommerziellen Landwirtschaft wie We<strong>in</strong>- und Obstbau, reichten die<br />

staatlichen Zuschüsse nicht für viele Käufer. Damit existiert weder e<strong>in</strong>e<br />

ausreichende zahlungsfähige Nachfrage, noch e<strong>in</strong> freier Wettbewerbsmarkt,<br />

da die wenigen Verkäufer Angebot, Preis und Qualität des Landes,<br />

das auf den Markt kommt, bestimmen können. Da die Landpreise zu<br />

hoch und die staatlichen Zuschüsse zu niedrig s<strong>in</strong>d, versuchen viele Interessenten,<br />

sich zu Gruppen zusammenzuschließen – e<strong>in</strong> schwieriger,<br />

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