Agrar-Kolonialismus in Afrika - VSA Verlag
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»Neue Märkte, neue Partner und steigende Profite«<br />
Das von US-Präsident Busch <strong>in</strong>itiierte Gesetz über die African Growth<br />
and Opportunity (AGOA) trat 2001 <strong>in</strong> Kraft. Es sollte dazu beitragen, die<br />
wirtschaftliche Entwicklung und die Integration <strong>Afrika</strong>s <strong>in</strong> das Welthandelssystem<br />
zu beschleunigen und den teilnehmenden Unternehmen<br />
zu helfen, »neue Märkte und neue Partner zu fi nden und die Profi te<br />
zu steigern«. Es eröffnete zahlreichen afrikanischen Ländern und Produkten<br />
zollfreien Zugang zum US-amerikanischen Markt, soll aber umgekehrt<br />
auch Liberalisierung und erleichterte Investitionsbed<strong>in</strong>gungen<br />
<strong>in</strong> <strong>Afrika</strong> fördern und amerikanische Investoren – mit der Aussicht auf<br />
Exporte <strong>in</strong> die USA – anlocken. Bislang fanden sich allerd<strong>in</strong>gs kaum<br />
Interessenten. Und: Die Exporte <strong>in</strong> die USA unter AGOA s<strong>in</strong>d mit 44,2<br />
Milliarden US-Dollar 2006 und e<strong>in</strong>em Anstieg um 17% gegenüber dem<br />
Vorjahr zwar e<strong>in</strong>drucksvoll, doch s<strong>in</strong>d 93% davon Erdöl aus Nigeria,<br />
Angola oder dem Tschad. Der Rest s<strong>in</strong>d vor allem Textilien aus Lesotho,<br />
Kenia oder Mauritius, hergestellt vielfach von ch<strong>in</strong>esischen Unternehmen,<br />
die sich AGOA zu Nutze machen, um Importbeschränkungen für<br />
Produkte aus Ch<strong>in</strong>a zu unterlaufen. 1 Die <strong>Agrar</strong>importe betrugen gerade<br />
e<strong>in</strong>mal 361 Millionen US-Dollar. Für Kle<strong>in</strong>bauern br<strong>in</strong>gt AGOA also<br />
gar nichts, sondern dient vor allem der Sicherung der Ölversorgung<br />
der USA und der E<strong>in</strong>fl ussnahme auf afrikanische Regierungen.<br />
Quelle: www.agoa.gov<br />
1<br />
Claudia Kraemer, Ch<strong>in</strong>as Rolle im afrikanischen Baumwollhandel, <strong>in</strong>: entwicklung & ländlicher raum<br />
4/2007, 20-21<br />
stofflieferant, wenn auch für »höherwertige« Produkte wie Obst, Fisch<br />
und We<strong>in</strong>. 201<br />
Besondere Sorge bereiten die möglichen Auswirkungen der EPAs auf<br />
die Landwirtschaft. Die billigeren Importe von Nahrungsmitteln würden<br />
zwar den Verbrauchern nützen, doch den Produzenten, den kle<strong>in</strong>bäuerlichen<br />
Betrieben, schaden, so der Befund mehrerer Studien. 202<br />
»Die größte Bedrohung, <strong>in</strong>sbesondere kurzfristig, besteht dar<strong>in</strong>, dass<br />
große Teile der Bevölkerung e<strong>in</strong>en verr<strong>in</strong>gerten Zugang zu Nahrungs-<br />
201<br />
Gottfried Wellmer, Polarisierung durch Freihandel. E<strong>in</strong>e Zwischenbilanz des Handelsabkommens<br />
der EU mit Südafrika, 2006 (KOSA)<br />
202<br />
Siehe die Papiere des Projekts »Economic Partnership Agreements«, www.die-gdi.<br />
de; Agriculture and development <strong>in</strong> the EPA negotiations, 2006 (Swedish Board of Agriculture),<br />
www. bilaterals.article.php3?id_article=7097.<br />
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