Agrar-Kolonialismus in Afrika - VSA Verlag
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Bau von Feldwegen die Zahl der Armen dreimal stärker verr<strong>in</strong>gert als<br />
durch teure Asphaltstraßen 223 – ganz zu schweigen vom Ausbau von<br />
Flughäfen, Kühlhäusern und Conta<strong>in</strong>er-Hafen.<br />
Statt e<strong>in</strong>er »Grünen Revolution« fordern daher viele <strong>Agrar</strong>wissenschaftler,<br />
nichtstaatliche Entwicklungsgruppen und Vertreter von Bauernorganisationen<br />
e<strong>in</strong>e »Regenbogen-Evolution«. 224 Anstatt Millionen<br />
bäuerliche Betriebe lediglich als potenziellen Absatzmarkt und Zulieferer<br />
e<strong>in</strong>er globalisierten, marktgetriebenen Ökonomie zu betrachten sei<br />
es allemal besser, sie als Ausgangspunkt für e<strong>in</strong>e wirtschaftlich, sozial<br />
und ökologisch nachhaltige Entwicklung zu nutzen. Sie bieten die Voraussetzungen<br />
und Ansatzpunkte für e<strong>in</strong>e umfassende Entwicklung der<br />
Landwirtschaft, die nicht nur <strong>in</strong> Kategorien von Wachstum und Profitabilität<br />
denkt, sondern soziale, ökonomische und ökologische Funktionen<br />
verb<strong>in</strong>det. Die Förderung der kle<strong>in</strong>bäuerlichen Landwirtschaft<br />
kann wegen ihrer breiten Basis zudem über die Ernährungssicherung<br />
und die Armutsm<strong>in</strong>derung h<strong>in</strong>aus e<strong>in</strong> sehr viel höheres Wachstum<br />
schaffen als e<strong>in</strong>e vorrangig exportorientierte Landwirtschaft mit hochwertigen<br />
Marktprodukten und wenigen Betrieben.<br />
Insofern ist <strong>Afrika</strong>s »Rückständigkeit« nicht nur e<strong>in</strong>e Schwäche, sondern<br />
auch e<strong>in</strong>e Chance für e<strong>in</strong>en anderen Entwicklungsweg <strong>in</strong> der Landwirtschaft.<br />
Die Debatte um Gentechnik ist dafür e<strong>in</strong> Beispiel. Je weiter<br />
sie sich anderswo diskreditiert, desto schwieriger wird es werden, sie<br />
gegen den nach wie vor starken Widerstand <strong>in</strong> <strong>Afrika</strong> e<strong>in</strong>zuführen. Ironischerweise<br />
ist wohl auch nur e<strong>in</strong>e solche nachhaltige Landwirtschaft<br />
<strong>in</strong> der Lage, das zu erfüllen, was die Strategen der »Grünen Revolution«,<br />
der Wettbewerbsfähigkeit und der Integration <strong>in</strong> die globalen Märkte<br />
andauernd versprechen: Wohlstand, Umweltschutz und Gerechtigkeit<br />
zu erreichen und mite<strong>in</strong>ander zu verknüpfen.<br />
Doch werden ihr nach wie vor eher Ste<strong>in</strong>e <strong>in</strong> den Weg gelegt. Mehr<br />
noch: Wirtschaftliche Liberalisierung und Globalisierung verbauen diesen<br />
Weg zunehmend, <strong>in</strong>dem sie der kle<strong>in</strong>bäuerlichen Landwirtschaft<br />
die Voraussetzungen ihrer Entwicklung, ja, ihrer Existenz nehmen.<br />
Wie <strong>in</strong> den vergangenen Jahren, als die Förderung von hochwertigen<br />
<strong>Agrar</strong>produkten, die Devisen und Profite versprechen, im Vordergrund<br />
223<br />
X<strong>in</strong>shen Diao u.a., The Role of Agriculture <strong>in</strong> Development, 2007, 37 (IFPRI)<br />
224<br />
Friends of the Earth International, trade und people’s food sovereignty, 2003; Carol<br />
B. Thompson: Africa: Green Revolution or Ra<strong>in</strong>bow Evolution? Juli 2007, Foreign Policy<br />
<strong>in</strong> Focus, www.stwr.net<br />
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