1. Einleitung 1.1. Der Untersuchungsvorgang Die vorliegende ...

ebenfalls auf dem Einnehmen von Nahrung, wobei das Adjektiv dick auf Überdruss deutet und
man nichts mehr zu sich nehmen kann.
Ein weiteres Merkmal, das mit dem Adjektiv dick in Verbindung steht, ist die Trächtigkeit
(bei Tieren – s. Beispiel 6.2.02.) bzw. die Schwangerschaft bei weiblichen Personen (s. Beispiel
6.2.05.). Die Schwangerschaft führt im Normalfall dazu, dass durch den im Mutterleib sich
entwickelnden und heranwachsenden Fötus der Bauch der Frau an Volumen zunimmt. Die
übertragene Bedeutung ist demnach der derbe Ausdruck des Resultats des Geschlechtsakts (vgl.
RÖHRICH: „in vulgärer Umgangssprache wird der erigierte Penis auch als 'Dickmann' bezeichnet.
In diese Richtung verweisen auch erotische Sprichwörter wie 'Kurz und dick – der Frauen
Glück'“ 85 ). Auch in diesem Fall ist die Wendung für die Frau ziemlich entwürdigend; sie wird quasi
mit einem Tier verglichen, dadurch dass diese Wendung mit dem Idiom aus dem Beispiel 6.2.02.
leicht zu assoziieren ist.
Weiterhin kommen dem Adjektiv dick Merkmale wie Angeberei und Wichtigtuerei zu: Es ist
im Kontext des Beispiels 6.2.06. mit Wohlstand und Reichtum in Zusammenhang zu bringen (vgl.
hierzu RÖHRICH: „Die Reichen heißen im Volksmund auch 'die Dicken' (auch 'Diccköppe'; vgl.
bairisch 'die Großkopferten'); daher (sich) dicke tun: sich aufspielen, prahlen; sich mit etwas dick
machen: angeben, sich mit etwas brüsten, sich aufblasen [...]“ 86 ). Es handelt sich dabei um Leute,
die reich und wohlhabend sind. Der dicke Bauch symbolisiert Reichtum und Wohlstand, während
im Gegensatz dazu ein ausgemagerter Körper ein Zeichen von extremer Armut ist. Dieser
semantische Zusammenhang zwischen den Adjektiven dick und reich ist auch im Portugiesischen
im Derivat engordar (hergeleitet aus dem Adjektiv gordo - dick) festzustellen, wie aus der
folgenden Definition zu entnehmen ist: „Tornar-se rico de forma pouco honesta, geralmente à
custa dos outros“. 87
Der idiomatische Ausdruck es (faust-)dick hinter den Ohren haben (s. Beispiel 6.2.04.) ist
einerseits von Merkmalen wie Kindsein, Unreife bzw. Unschuld geprägt. In dieser Hinsicht verfügt
das Deutsche über eine Reihe von Redewendungen wie beispielsweise noch ganz nass (bzw.
nicht ganz) trocken hinter den Ohren sein; noch grün hinter den Ohren sein; die Eierschalen noch
hinter den Ohren haben, etc. Diese Redewendung hat auch gleichzeitig etwas mit Heimtücke,
85
RÖHRICH (1991-1994), S. 1242
86
Ibid, S. 1240
87
Dicionário da Língua Portuguesa Contemporânea (2001), S. 1420
78