1. Einleitung 1.1. Der Untersuchungsvorgang Die vorliegende ...

Das Verb liegen behält in den Beispielen 6.5.02. und 6.5.03. noch die Merkmale eines
lokal-relationalen Verbs bei, doch handelt es sich hierbei um einen abstrakten Raum. Bei diesen
Sachverhalten spielt das Innere des Menschen eine wichtige Rolle: Das Herz bzw. die Seele
gelten hier als Sitz des Gemüts und des Gewissens. Eine Absicht, ein Gedanke bzw. ein Verdacht,
den man nicht hat, sind – metaphorisch gesehen – sozusagen von jemandes Gewissen oder
Gemüt weit entfernt, d.h., sind mit jemandes Gewissen nicht vereinbar. Das Adjektiv fern deutet
darauf hin.
Nach den o.g. Merkmalen kommt dem Adjektiv fern hauptsächlich räumlicher Charakter
zu. Dennoch könnte man auch im Kontext Beziehung (s.o.) von einer Graduierung dieses Adjektivs
sprechen, und zwar in der Hinsicht, dass dieses Adjektiv gebraucht wird, um abschwächende
Eigenschaften einer zwischenmenschlichen Beziehung zum Ausdruck zu bringen.
6.5.2. Zur Syntax der Verbindungen mit dem Adjektiv fern
Bezüglich der syntaktischen Eigenschaften der Verbindungen dieses Adjektivs mit den
entsprechenden Verben ist Folgendes festzuhalten: Beim reflexiven Sachverhalt im Beispiel
6.5.01. ist eindeutig von einer Subjekt-Objektprädikation des Adjektivs fern zu sprechen. Die
anderen Beispiele dieser Redewendungen können als Subjektprädikation gedeutet werden, da
man die entsprechenden Verben als stilistische Umformulierungen des Verbs sein interpretieren
kann:
6.5.02.’ und 6.5.03.’ Die Absicht/ Der Gedanke waren ihm fern
6.5.04.’ Ich bin der Lisa fern
6.5.3. Die portugiesischen Entsprechungen der Verbindungen mit dem Adjektiv
fern
Bei näherer Betrachtung der Entsprechungen im Portugiesischen wird deutlich, dass
bezüglich des ersten Beispiels (6.5.01.) sowohl das Verb als auch das entsprechende Adjektiv
äquivalent sind. Selbst der reflexive Sachverhalt im Deutschen wird in derselben Form im
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