03.06.2014 Aufrufe

Entwicklung eines Tests zur Erfassung interkultureller ...

Entwicklung eines Tests zur Erfassung interkultureller ...

Entwicklung eines Tests zur Erfassung interkultureller ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

THEORETISCHE GRUNDLAGEN FÜR DIE ENTWICKLUNG DES TIHK 12<br />

Kultur stellt damit nicht einfach nur die vom Menschen gestaltete Umwelt dar, sondern ist<br />

zugleich Handlungsfeld, das Handlungsbedingungen und -grenzen festlegt und somit einen<br />

für alle Mitglieder der kulturellen Gruppe verbindlichen Handlungsspielraum determiniert (vgl.<br />

BOESCH, 1980, S. 17). Kultur ist also Bedingung und Ergebnis von Handlung (KROEBER &<br />

KLUCKHOHN, 1982). TRIANDIS (1972) unterscheidet zwischen „objektiver“ und „subjektiver“<br />

Kultur. Objektiv bezieht sich auf Elemente einer Kultur, die offen sichtbar sind, wie z.B. Kleidung,<br />

Häuser, Werkzeug, Straßen usw., wogegen subjektiv die spezifische Art und Weise<br />

impliziert, wie eine kulturelle Gruppe ihre Umwelt wahrnimmt (z.B. Einstellungen, Überzeugungen,<br />

Normen und Werte). Die angesprochene subjektive Kultur bei TRIANDIS (1972) findet<br />

sich auch bei THOMAS (1993) wieder, der in diesem Zusammenhang die zentralen Merkmale<br />

<strong>eines</strong> kulturspezifischen Orientierungssystems als „Kulturstandards“ bezeichnet.<br />

Unter Kulturstandards werden nach THOMAS (1993) „alle Arten des Wahrnehmens, Denkens,<br />

Wertens und Handelns verstanden, die von der Mehrzahl der Mitglieder einer bestimmten<br />

Kultur für sich und für andere als normal, selbstverständlich, typisch und verbindlich angesehen<br />

werden“ (S. 381). Analog <strong>zur</strong> subjektiven Kultur bei TRIANDIS (1972) äußern sich<br />

Kulturstandards auf verschiedenen Abstraktionsniveaus und können in allgemeinen Werten<br />

bis hin zu konkreten Verhaltensvorschriften einer Kultur zum Ausdruck kommen. Dabei gibt<br />

es individuelle und gruppenspezifische Ausprägungen von Kulturstandards, die sich jedoch<br />

innerhalb <strong>eines</strong> bestimmten Toleranzbereiches bewegen. Verhaltensweisen, die außerhalb<br />

der Toleranzgrenzen liegen, werden abgelehnt und sanktioniert. Da Kulturstandards im Laufe<br />

der Sozialisation gelernt und verinnerlicht werden, sind sie den Angehörigen einer Kultur<br />

nicht ständig bewusst, sondern werden erst im Kontakt mit fremdkulturell sozialisierten Partnern<br />

bemerkt.<br />

Kulturstandards fungieren demnach als „Maßstäbe, Gradmesser und Bezugssysteme“<br />

(THOMAS & SCHENK, 1996, S. 24) und sind nach THOMAS (1993) besonders bei der Regulation<br />

sozialen Verhaltens in einer Kultur, also in der Interaktion von Menschen bedeutsam. Eine<br />

mögliche Interaktion, in der Kulturstandards relevant werden, stellen kulturelle Überschneidungssituationen<br />

dar, die im Folgenden genauer erklärt werden.<br />

3.1.2 Kulturelle Überschneidungssituation<br />

Eine kulturelle Überschneidungssituation ist nach KINAST (1998) ein Handlungsfeld, in der<br />

Kulturstandards unterschiedlicher kulturspezifischer Orientierungssysteme aufeinander- treffen.<br />

Sie entsteht dadurch, dass ein Individuum in eine fremde kulturelle Umwelt oder in Kontakt<br />

mit einem fremdkulturellen Individuum tritt (DADDER, 1987). Da alles menschliche Tun

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!