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Vorlesung Romantik Text

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<strong>Vorlesung</strong> Französische <strong>Romantik</strong> WiSe 2010/2011<br />

Hofnarrenamt gewährt und beleidigt alles und jeden. Als am Ende des ersten Akts ein<br />

alter Adliger kommt und den König anklagt, weil François Ier seine Tochter, Diane de<br />

Poitiers, verführt habe, verspottet Triboulet auch den alten Mann. Der verflucht ihn<br />

dafür:<br />

Qui que tu sois, valet à langue de vipère;<br />

Qui fais risée ainsi de la douleur d’un père,<br />

Sois maudit! (I, 5, v. 385–387)<br />

Der Fluch wird des alten Vaters wird auch Triboulet in seiner Eigenschaft als Vater<br />

treffen. Triboulet weiß nicht, daß der König, als Student verkleidet, die Aufseherin<br />

von Blanche besticht und sich bereits heimlich mit Triboulets Tochter in deren<br />

Versteck trifft. Auch die Höflinge, die Triboulet wegen seiner groben Scherze hassen,<br />

haben bemerkt, daß er eine junge Frau versteckt hält und entführen sie, weil sie<br />

glauben, daß es sich um seine Geliebte handelt. Am Hof angekommen, wird Blanche<br />

sofort vom König verführt, die sich zu allem Überfluß auch noch in François verliebt<br />

hat. Triboulet kann sie wieder an sich bringen und vom Hof entfernen. Um sich am<br />

König zu rächen, engagiert er eine junge Frau, die den König, der weiter in<br />

Verkleidung seinen Untertaninnen nachstellt, zu seinem üblichen Balzverhalten<br />

animieren soll. Gleichzeitig engagiert er den Bruder der jungen Frau, der den Mann,<br />

von dem er nicht weiß, daß es sich um den König handelt, ermorden soll. Er sorgt<br />

dafür, daß seine Tochter aus einem Versteck zusehen kann, wie der verkleidete König<br />

seiner neuesten Eroberung in einer schmierigen Absteige genau die gleichen<br />

Schmeicheleien sagt, die sie von ihm zu hören bekommen hatte. Auch sein<br />

gesungenes Erkennungszeichen läßt er vor der anderen hören:<br />

Souvent femme varie<br />

Bien fol est qui s’y fie.<br />

Une femme souvent<br />

N’est qu’une plume au vent.<br />

Sie kennen das Lied vermutlich in der Fassung aus Verdis Oper als « Donna è<br />

mobile ». Blanche ist schockiert von dem, was sie hört und sieht und folgt zunächst<br />

der Anordnung ihres Vaters, Paris zu verlassen und sich in Männerkleidern nach<br />

Evreux zu begeben. Triboulet vereinbart noch einmal mit dem Mörder, daß er ihm<br />

die Leiche nach vollbrachter Tat in einem Sack übergeben solle, damit er, Triboulet,<br />

den Sack persönlich in die Seine schmeißen könne.<br />

Die Schwester des Mörders, die den verkleideten König bis in ihr Schlafzimmer<br />

gebracht hat, wo er sich erst einmal schlafen legt, wird plötzlich von Skrupeln<br />

geplagt, weil ihr der schlafende Mann so sympathisch ist. Da ihr Bruder aber mit<br />

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