Vorlesung Romantik Text
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<strong>Vorlesung</strong> Französische <strong>Romantik</strong> WiSe 2010/2011<br />
nach englischem Vorbild eintritt. Ab 1792 muß sie häufig Paris verlassen und sich für<br />
längere Zeit auf dem Schloß ihres Vaters in Coppet in der Nähe von Genf aufhalten,<br />
1793 geht sie für ein halbes Jahr nach England und muß auch in den folgenden<br />
Jahren immer wieder auf die verschiedenen Regierungswechsel in Paris reagieren,<br />
indem sie sich aus der Hauptstadt in die Provinz zurückzieht.<br />
1795 veröffentlicht sie einen Essai sur les fictions, den Goethe ins Deutsche<br />
übersetzt. Der <strong>Text</strong> erscheint in der deutschen Fassung in Schillers Zeitschrift Die<br />
Horen, allerdings ohne den Kommentar, den Goethe sich von Schiller erhofft hatte.<br />
Goethe hat bereits zu diesem Zeitpunkt darauf spekuliert, über Mme de Staël die<br />
neueren ästhetischen Theorien aus Deutschland – vor allem seine eigenen – nach<br />
Frankreich zu transportieren.<br />
Ab Ende 1798 arbeitet Mme de Staël an dem Werk, von dem sie in einem<br />
Gespräch mit Wilhelm von Humboldt, der in Paris eine Zeitlang ihr Deutschlehrer<br />
ist, gesagt haben soll, es handele von den „destins de la littérature du siècle<br />
prochain“. Nachdem sie den Sommer 1799 wieder auf Schloß Coppet bei Genf<br />
verbracht hat, kommt sie am Tag von Napoleons Staatsstreich, dem sogenannten 18<br />
brumaire (9.11.1799) in Paris an. Ihr damaliger Geliebter, Benjamin Constant, wird<br />
nach dem Staatsstreich in das Tribunat gewählt. Das Amt ist vor allem repräsentativ,<br />
aber Constant besteht in der Eröffnungsrede zur ersten Sitzung des Tribunats am 5.<br />
Januar 1800 auf der Entscheidungskompetenz und der Unabhängigkeit der Tribune,<br />
was von allen als Einspruch gegen die bereits offen erkennbaren diktatorialen<br />
Ambitionen Bonapartes verstanden wird und auch so gemeint ist.<br />
Constant fällt darauf beim Ersten Konsul Bonaparte in Ungnade, wovon auch<br />
Mme de Staël getroffen wird. Diese Ereignisse sind als Vorgeschichte der<br />
Veröffentlichung von De la littérature von Bedeutung, weil auch eine angeblich bloß<br />
literaturtheoretisch gemeinte Äußerung Mme de Staëls nun erst recht allerseits auch<br />
als politischer Kommentar gelesen wurde. Ende April 1800 erscheint das Buch dann<br />
in der ersten Fassung und erregt sofort enormes Aufsehen. Neben einigen positiven<br />
Stimmen findet sich vor allem scharfe Kritik. Eine eigene Kampagne gegen das Buch<br />
lanciert die Zeitschrift Mercure de France, die unter der Leitung von Chateaubriands<br />
Freund Louis de Fontanes steht. Mme de Staël reagiert auf Fontanes Vorwürfe im<br />
Vorwort zur zweiten Auflage von De la littérature, an der sie im Sommer 1800<br />
arbeitet und die im November des Jahres erscheint. Im Dezember 1800 ist es dann<br />
Chateaubriand selbst, der in einem langen Brief an Fontanes, der im Mercure de<br />
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