Vorlesung Romantik Text

Vorlesung Französische Romantik WiSe 2010/2011
désert: on en jouit, mais on ne peut les peindre. […] Le jour, je m’égarais sur de grandes
bruyères terminées par des forêts. Qu’il fallait peu de choses à ma rêverie! 40
Wir finden in diesem Abschnitt zwar den relativ deutlichen semantischen
Rückverweis auf die Rêveries du promeneur solitaires, doch die Natureindrücke des
Spaziergängers sind gebrochen durch das Bewußtsein eines leeren, einsamen
Herzens. Auch die großen Reisen können deshalb aber Renés Melancholie nicht
heilen, und sowohl die Städte als auch die Natur verstärken nur sein Gefühl einer
absoluten, existentiellen Einsamkeit. Als er seinen Selbstmord bereits beschlossen
hat, taucht plötzlich seine Schwester auf. Die beiden leben für eine gewisse Zeit
wieder zusammen, doch während Renés Zustand sich dabei stabilisiert, verfällt
Amélie zusehends in eine halb wahnsinnige Trübseligkeit. Sie verschwindet dann
plötzlich in ein Kloster. Erst am Tag ihres Gelübdes, also des definitiven Eintritts ins
Kloster, dem René beiwohnt, begreift er, daß sie vor ihrer inzestuösen Liebe zu ihrem
Bruder geflohen ist. René wandert daraufhin nach Amerika aus, wo er erst nach dem
Tod seiner Schwester seinen beiden neuen Vätern von seinem Leben berichtet. Die
Erzählung endet mit dem Ausblick auf den gemeinsamen Tod von René, Chactas und
Souël. Die letzten beiden Sätze lauten: „[René] périt peu de temps après avec Chactas
et le père Souël, dans le massacre des Français et des Natchez à la Louisiane. On
montre encore le rocher où il allait s’asseoir au soleil couchant“. 41
Wir werden übernächste Woche auf René zurückkommen. Sehen Sie sich bitte für die
nächste Woche Mme de Staëls De l’Allemagne an, besonders den zweiten Teil über
Literatur und Kunst, und darin mindestens das elfte Kapitel, „Von der klassischen
und der romantischen Poesie“.
40 FDC: Atala. René. Paris: Pocket 1999, S. 112.
41 FDC: Atala. René. Paris: Pocket 1999, S. 130.
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