Vorlesung Romantik Text

Vorlesung Französische Romantik WiSe 2010/2011
Ce fut avec cette idée que je lus les œuvres de Walter Scott. Walter Scott, ce trouveur
(trouvère) moderne, imprimait alors une allure gigantesque à un genre de composition
injustement appelé secondaire.
Mit dieser „zweitrangigen Gattung“, dem „genre injustement appelé secondaire“
meinte Balzac natürlich den Roman. Nur in der Romanform, die alle Formen
gleichzeitig erlaubte, vermochte Balzacs sein Großprojekt anzugehen. Der
romantische Anspruch einer vollständigen Abbildung der Wirklichkeit führt daher
bei Balzac zur Aufwertung der Romangattung.
Für knappe exemplarische Interpretationen von einigen der bekanntesten
Romane aus der Comédie sind die folgenden Bände geeignet (beliebig
herausgegriffen, die Literatur ist natürlich uferlos):
Der bereits erwähnte Band aus Erich Köhlers Literaturgeschichte enthält knappe
Abschnitte zu Le Colonel Chabert (vor ein paar Jahren mit Depardieu verfilmt), La
Cousine Bette, Le Père Goriot, den Illusions perdues und Splendeurs et misères des
courtisanes.
Hans-Ulrich Gumbrecht u. a. (Hg.): Balzac. München: Fink 1978
und für die drei großen Romanciers insgesamt:
Stendhal, Balzac, Dumas. Un récit romantique? Sous la direction de Lice Dumays,
Chantal Massol, Marie-Rose Corredor. Toulouse: Presses universitaires du Mirail
2006.
Damit machen wir einen Schnitt und sehen uns die romantischen Veränderungen
einer der hohen Gattungen an, nämlich der Lyrik.
1820 erschien der Gedichtband Méditation poétiques des damals dreißigjährigen
Alphonse de Lamartine, der damit mit einem Schlag berühmt wurde. Die erste
Ausgabe vom März 1820 umfaßte nur 24 Gedichte, und verkaufte sich so gut, daß
Lamartine bis Anfang 1821 schon bei der siebenten Auflage angekommen war. Es war
also ein sehr schmaler Band, der Lamartines Ruhm begründete, und in den 24
Gedichten der ersten Ausgabe waren bereits alle Texte enthalten, für die Lamartine
auch heute noch bekannt ist und für die er, neben dem 12 Jahre jüngeren Victor
Hugo, als der Begründer der romantischen Lyrik in Frankreich gilt. Lamartine hat
neben seinem umfangreichen poetischen Werk noch Reiseberichte,
historiographische Schriften zur französischen Revolution und zur Restauration
hinterlassen und 1848 einen sentimentalen Roman mit dem Titel Graziella
veröffentlicht, über den sich Gustave Flaubert furchtbar aufgeregt hat. Nach dem
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