Vorlesung Romantik Text

Vorlesung Französische Romantik WiSe 2010/2011
sich Constant selbst vorgenommen hat, wie er in einem Entwurf zur zweiten Préface
ausdrücklich sagt:
J’ai voulu peindre dans Adolphe une des principales maladies morales de notre siècle,
cette fatigue, cette incertitude, cette absence de force, cette analyse perpétuelle, qui place
une arrière-pensée à côté de tous les sentiments, et qui par là les flétrit dès leur naissance.
[…] Cette maladie de l’âme est plus commune qu’on ne le croit – beaucoup de jeunes gens
nous en offrent les symptômes. 76
Wir werden in der nächsten Woche noch einen kurzen Blick auf die Funktion der
wenigen Naturschilderungen in Adolphe werfen. Wer es bis heute noch nicht
geschafft haben sollte, sieht sich bitte bis nächste Woche noch den Schluß des
Romans an. Achten Sie dabei besonders auf die verschiedenen Erzählinstanzen, die
durch die Herausgeberfiktion ermöglicht werden. Ein Moment der Modernität in
Constant „roman personnel“ liegt unter anderem in der Polyperspektivität, die er bis
zum Schluß durchhält und durch die Adolphe eben kein Thesenroman mehr ist. Die
Bewertung von Adolphes Verhalten bleibt offen, der Text selbst bietet mehrere
mögliche Urteile an, von denen aber keines das des Autors oder des Lesers sein muß.
Ich werde dann in der nächsten Woche auch noch etwas zu Mussets Confession
d’un enfant du siècle sagen, die ausdrücklich an Adolphe anschließt und in der die
„maladies morales de notre siècle“. von denen Constant spricht, noch zentraler
thematisiert werden.
76 Constant: OC. Bd. III,1, S. 196.
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