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Quellenarbeit als lebenslanges und neues Lernen - Deutschland ...

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"Wer beispielsweise wissen will, ob - <strong>und</strong> wenn Ja: wo - in den publizierten Akten des<br />

Westfälischen Friedens", so Repgen im Mai 1998, "der Terminus aequilibrium,<br />

balance, bilancia, gegengewicht oder gleichgewicht vorkomme, Begriffe, die uns im<br />

18. Jahrh<strong>und</strong>ert in nahezu jedem wichtigen außenpolitischen Aktenstück auf Schritt<br />

<strong>und</strong> Tritt begegnen, der ist im Augenblick noch auf das zeitraubende Durchmustern<br />

von r<strong>und</strong> 11 500 Seiten in Großoktav gedruckten Quellentextes angewiesen<br />

(darunter 3000 Seiten im vertrackten Schwedisch des 17. Jahrh<strong>und</strong>erts). Denn mir ist<br />

<strong>als</strong> Herausgeber der APW leider erst Ende der 80er Jahre eingefallen, daß auch die<br />

Schlagworte der politischen Verkehrssprache im Register erfaßt werden sollten." Das<br />

genannte Beispiel könnte die Kontroverse beilegen, ob das spätere europäische<br />

Gleichgewicht ein gewolltes, <strong>als</strong>o direktes Produkt der Friedensverträge von 1648<br />

gewesen wäre, oder eine unbeabsichtigte, <strong>als</strong>o indirekte Nebenwirkung, wie Repgen<br />

vertreten hatte. 121 "Wäre uns der printmedial publizierte Quellentext der APW auch in<br />

digitalisierter Form zugänglich, was ich anstrebe <strong>und</strong> vielleicht in absehbarer Zeit<br />

erreiche (die Mediävisten verfügen darüber beim Umgang mit Texten der Heiligen<br />

Augustinus <strong>und</strong> Thomas oder des Gratian bekanntlich schon länger), so könnten wir<br />

die entsprechenden Worte vom Rechner in Sek<strong>und</strong>en- <strong>und</strong> Minutenschnelle suchen<br />

lassen." Zutreffend fügt Repgen hinzu: "Was die positiven <strong>und</strong> die negativen<br />

Suchergebnisse dann historisch zu bedeuten hätten, weiß der Computer natürlich<br />

nicht. Das herauszufinden, bleibt (zum Glück) Kunst <strong>und</strong> Handwerk des Historikers -<br />

auch im 21. Jahrh<strong>und</strong>ert <strong>und</strong> darüber hinaus. Der Computer aber kann uns heute<br />

schon ein so präzises Erkennen <strong>und</strong> Argumentieren ermöglichen, wie es für frühere<br />

Zeiten unerreichbar war." 122<br />

Die nach der Informationsrecherche in der D-Dok. vorliegende negative oder positive<br />

Informationssammlung ist ein solches sek<strong>und</strong>enschnelles Suchergebnis. Es beruht<br />

auf der Sichtung von weit mehr <strong>als</strong> 100.000 abrufbaren Druckseiten, ist somit fast<br />

zehnmal umfangreicher <strong>als</strong> die von Repgen genannten r<strong>und</strong> 11.500 Druckseiten der<br />

Acta Pacis Westphalicae (APW). Diese vorläufige Informationssammlung wird nach<br />

Treffermengen <strong>und</strong> Prozentquoten in der Suchmaske auf dem Monitor angezeigt.<br />

Heute werden alle Menschen, ob sie es wollen oder nicht, täglich mit einer Flut von<br />

Informationen konfrontiert <strong>und</strong> von ihnen überschwemmt, beeinflusst oder verwirrt -<br />

im Beruf, im Alltag, in der Freizeit, durch das gesprochene <strong>und</strong> nonverbale Wort,<br />

durch gedruckte <strong>und</strong> elektronische Medien, vor allem das Fernsehen <strong>und</strong> das<br />

r<strong>und</strong> 40 Bände.<br />

121<br />

Konrad Repgen: Der Westfälische Friede <strong>und</strong> die Ursprünge des europäischen Gleichgewichts. In:<br />

Ders.:<br />

Von der Reformation zur Gegenwart. Beiträge zu Gr<strong>und</strong>fragen der neuzeitlichen Geschichte.<br />

Herausgegeben von Klaus Gotto <strong>und</strong> Hans Günter Hockerts. Paderborn u.a. 1988. Seiten 53-66.<br />

122<br />

Konrad Repgen: Akteneditionen zum späteren 16. <strong>und</strong> 17. Jahrh<strong>und</strong>ert. In: Lothar Gall/Rudolf<br />

Schieffer (Hrsg.): Quelleneditionen <strong>und</strong> kein Ende? Symposium der Monumenta Germaniae Historica<br />

<strong>und</strong> der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften München,<br />

22./23. Mai 1998. München 1999. Seiten zit. 44 - 45.<br />

117

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