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Quellenarbeit als lebenslanges und neues Lernen - Deutschland ...

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soweit sie sich dem <strong>Lernen</strong> zuwendet. Diese Entpädagogisierung der NPB darf<br />

allerdings nicht auf Kosten der allgemeinen <strong>und</strong> der Fachdidaktik gehen.<br />

Auch Geschichte <strong>und</strong> Politik werden in der NPB psychologisiert <strong>und</strong> emotionalisiert,<br />

d. h. Akteure <strong>und</strong> Vorgänge werden an <strong>und</strong> mit den Quellen auf ideologische,<br />

irrationale, vordergründige <strong>und</strong> widersprüchliche Motive überprüft <strong>und</strong> evaluiert. Es<br />

geht dabei darum, Gefühle <strong>und</strong> Irrationalität in Politik <strong>und</strong> Geschichte, die oft<br />

"rationalisiert" werden, offen zu legen <strong>und</strong> zu analysieren. Diese Problematik ist<br />

bisher sehr wenig erforscht, auch deshalb, weil Politik zu sehr <strong>als</strong> rationaler <strong>und</strong> viel<br />

zu wenig <strong>als</strong> emotionaler Bereich gilt. Birgit Sauer hat treffend formuliert: "Politik wird<br />

mit dem Kopf gemacht" <strong>und</strong> daraus Überlegungen zu einer "geschlechtersensiblen<br />

Politologie der Gefühle" abgeleitet. 164<br />

NPB wird Politiker/innen - regierenden wie oppositionellen - erschweren,<br />

Öffentlichkeit, Wähler/innen <strong>und</strong> Medien zu täuschen, indem sie ihnen f<strong>als</strong>che<br />

Beweggründe <strong>und</strong> Botschaften vorspiegeln, aber die tatsächlichen verschweigen.<br />

Deshalb sind Ideologie- <strong>und</strong> Quellenkritik ein Hauptanliegen der <strong>Quellenarbeit</strong> in der<br />

NPB. Erforderlich ist jedoch, dass sie stichhaltige Methoden, Indikatoren <strong>und</strong><br />

Instrumente entwickelt, damit Politiker/innen nicht Opfer psychologisierender<br />

Spekulationen werden.<br />

Wenn es weitgehend selbstbestimmt gelingt, mit den externen Quellen (Außenwelt)<br />

<strong>und</strong> zugleich an den internen Quellen (Innenwelt) zu arbeiten, wird der Alptraum des<br />

Oberstudiendirektors Dr. Gerhard Schoebe, vieler Historiker/innen sowie von<br />

Multiplikatoren in der politischen Bildung wahr werden: dass die <strong>Lernen</strong>den<br />

Geschichte "sich selbst lehren", dass es keine "endgültigen Erkenntnis-Ergebnisse"<br />

gibt <strong>und</strong> niemand vermeintliche Sachwalter der Objektivität mehr fragen wird: "Nun<br />

sagen Sie uns bitte: Wie war es denn nun wirklich?" (3.4.-6./-9./zu 6./zu 9.)<br />

164 In dem wichtigen Sammelband von Ansgar Klein <strong>und</strong> Frank Nullmeier (Hrsg.): Masse-Macht-<br />

Emotionen. Zu einer politischen Soziologie der Emotionen. Opladen 1999. Seiten 200 - 218. Vgl. auch<br />

Claudia Benthien, Anne Fleig <strong>und</strong> Ingrid Kasten (Hrsg.): Emotionalität. Zur Geschichte der Gefühle.<br />

Wien/Köln 2000; Peter Gay: Die Macht des Herzens. Das 19. Jahrh<strong>und</strong>ert <strong>und</strong> die Erforschung des<br />

Ichs. München 1997; Agneta H. Fischer (Ed.): Gender and Emotion. Social Psychological<br />

Perspectives. Cambridge u.a. 2000; Catherine A. Lutz (Ed.): Language and the Politics of Emotion.<br />

Cambridge 1993; Claudia Wassmann: Emotionen. Wie Gefühle unser Denken <strong>und</strong> Handeln<br />

beeinflussen. Darmstadt 2002; Nancy J. Chodorow: Die Macht der Gefühle. Subjekt <strong>und</strong> Bedeutung in<br />

Psychoanalyse, Geschlecht <strong>und</strong> Kultur. Stuttgart u.a. 2001; Carola Meier-Seethaler: Gefühl <strong>und</strong><br />

Urteilskraft. Ein Plädoyer für die emotionale Vernunft. München 2000; June Crawford, Susan Kippax,<br />

Jenny Onyx: Emotion and Gender. Constructing Meaning from Memory. London 1992. - Ist es nicht<br />

auffällig, dass über diese Thematik fast nur Frauen forschen?<br />

166

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