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Quellenarbeit als lebenslanges und neues Lernen - Deutschland ...

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Interpretationen hatte Freud, der zwischen einem primären <strong>und</strong> (pathologischen)<br />

sek<strong>und</strong>ären Narzissmus (vom Objekt abgezogene Libido) unterschied, Verwirrung<br />

gestiftet <strong>und</strong> mit dazu beigetragen, den Narzissmus lange zu diskreditieren, bis ihn<br />

die Neopsychoanalyse wieder entdeckt <strong>und</strong> die Psychologie des Selbst ihn<br />

rehabilitiert hat.<br />

Während bei Psychoneurosen, wie sie die Psychoanalyse Freuds versteht, Konflikte<br />

zwischen Ich, Es <strong>und</strong> Über-Ich vorherrschen, somit ein psychischer Apparat<br />

vorausgesetzt wird, entwickeln sich narzisstische Störungen aus Fehlfunktionen des<br />

Selbst. Es bleibt lückenhaft <strong>und</strong> deshalb desintegriert. Primär liegt daher kein<br />

Triebkonflikt vor, sondern ein existenzieller Basisdefekt des Selbst-Fragments.<br />

Deshalb sind die Neurosenlehre Freuds <strong>und</strong> der traditionellen Psychoanalyse nicht<br />

oder nur sehr bedingt auf narzisstische Störungen anwendbar; denn sie spielen sich<br />

intrasystemisch innerhalb des Selbst-Gefüges ab <strong>und</strong> nicht intersystemisch zwischen<br />

Ich, Es <strong>und</strong> Über-Ich, auch wenn sie scheinbar durch Zwangs-, phobische oder<br />

hysterische Symptome, <strong>als</strong>o angsterzeugende pseudosexuelle Triebansprüche<br />

imponieren. Auch hatte die Psychoanalyse anfänglich nicht zwischen der<br />

psychischen Repräsentanz des Selbst innerhalb des psychischen Apparats <strong>und</strong> dem<br />

Ich (Ego) getrennt.<br />

Narzisstische Störungen entstehen dadurch, dass ges<strong>und</strong> Neugeborene keine<br />

"fördernde Umwelt" (Winnicott) haben - weder eine Mutter noch einen Vater, die<br />

diesen Namen verdienen, sondern biologische Mütter <strong>und</strong> Väter oder Phantom-<br />

Mütter <strong>und</strong> -Väter. Sie sind nicht geboren, um zu leben, sondern dazu verdammt zu<br />

überleben. Später erwachsen <strong>und</strong> vereinsamt, richten sie, wenn ihre Abwehr- <strong>und</strong><br />

Überlebenskräfte erlahmen, ihre tief verwurzelten Unwertgefühle <strong>und</strong> ihre<br />

narzisstische Wut, die unbewusst ihren - oft auch gestörten - Eltern gilt, gegen sich<br />

selbst oder gegen die scheinbar feindliche <strong>und</strong> erschreckende Welt, "in der es keine<br />

Nahrung <strong>und</strong> keine Liebe mehr gibt" - "wie ein hungriger Wolf nur noch auszieht, um<br />

zu töten, zu fressen <strong>und</strong> ums Überleben zu kämpfen". 19<br />

Namen für diese Unterbringung der Libido - N a r z i ß m u s - entlehnten wir einer von P. Näcke<br />

beschriebenen Perversion, bei welcher das erwachsene Individuum den eigenen Leib mit all den<br />

Zärtlichkeiten bedenkt, die man sonst für ein fremdes Sexualobjekt aufwendet." (Vorlesungen zur<br />

Einführung in die Psychoanalyse); Gesammelte Werke. Band XIV. S 159: Narzißmus "der die<br />

libidinöse Besetzung des Ichs in eine Reihe mit den Objektbesetzungen bringt <strong>und</strong> die libidinöse Natur<br />

des Selbsterhaltungstriebes betont." (Hemmung, Symptom <strong>und</strong> Angst) Vgl. dazu auch Béla<br />

Grunberger: Vom Narzißmus zum Objekt. Frankfurt a. M. 1977. Seiten 13ff.; Klaus Strzyz:<br />

Sozialisation <strong>und</strong> Narzißmus. Gesellschaftlicher Wandel <strong>und</strong> die Veränderung von<br />

Charaktermerkmalen. Wiesbaden 1978. Seiten 17ff.; Martin Altmeyer: Narzißmus <strong>und</strong> Objekt. Ein<br />

intersubjektives Verständnis der Selbstbezogenheit. Göttingen 2000. Seiten 42 - 46 (Auflistung in 14<br />

Punkten); Alex Holder, Christopher Dare: Narzißmus, Selbstwertgefühl <strong>und</strong> Objektbeziehungen. In:<br />

Psyche 1982. Heft 9. Seiten 788ff.<br />

19 Otto F. Kernberg: Borderline-Störungen <strong>und</strong> pathologischer Narzißmus. Frankfurt a. M. 1979. Seiten<br />

315f.<br />

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