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Quellenarbeit als lebenslanges und neues Lernen - Deutschland ...

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Quellen sind der Stoff, aus dem Geschichte entsteht <strong>und</strong> gemacht wird. Sie sind der<br />

Rohstoff für Historiker/innen <strong>und</strong> Sozialwissenschaftler/innen, die sie verarbeiten:<br />

Geschichte darstellen, schreiben, kompilieren, interpretieren, nutzen, analysieren,<br />

zusammenfassen. Stützen sich historische Deutungen nicht oder zu wenig auf<br />

Quellen, so entstehen Geschichtsklitterungen <strong>und</strong> Geschichtslegenden, die<br />

Hochkonjunktur haben; denn sie beruhen auf Wunschdenken <strong>und</strong> sind deshalb weit<br />

verbreitet. Einmal in die Welt gesetzt, entfalten sie wie ein Gerücht ihre eigene<br />

Dynamik.<br />

Quellen konstituieren aus dem Rückblick Geschichte, Historiker/innen <strong>und</strong><br />

Sozialwissenschaftler/innen rekonstruieren sie. Sie sollten sich dabei stets auf<br />

Quellen <strong>und</strong> nicht nur - wie häufig der Fall - auf Sek<strong>und</strong>ärliteratur stützen. Zwar<br />

verkünden <strong>und</strong> überliefern Historiker/innen <strong>und</strong> Sozialwissenschaftler/innen auch<br />

Geschichte, sie sind jedoch in ihren Darstellungen nicht mehr "objektiv", sondern<br />

subjektiv, weil die idealtypisch zeitlich identische oder doch zeitnahe<br />

Widerspiegelung von Ereignissen fehlt - kurzum die Authentizität der ursprünglichen<br />

Information <strong>und</strong> ihrer zeitlichen Nähe. Anders <strong>als</strong> Quellen sind<br />

Geschichtsdarstellungen daher Sek<strong>und</strong>ärliteratur. Sie ist kein Spiegel, der "objektiv",<br />

sondern ein Spiegelbild, das subjektiv ist.<br />

Nicht nur Geschichtsdarstellungen sind subjektiv, sondern auch historische<br />

Sachbücher <strong>und</strong> Schulbücher, die chronologisch oder systematisch geordnete Lehr-<br />

/Lernmaterialien interpretierenden Charakters enthalten. Deshalb veralten sie auch<br />

relativ bald. Quellen dagegen, sofern sie authentisch wiedergegeben sind, verbürgen<br />

Langlebigkeit <strong>und</strong> Zuverlässigkeit. Sie sind auch vielseitig einsetzbar <strong>und</strong> ein<br />

"offenes System", d. h. sie lassen sich ergänzen, neu befragen <strong>und</strong> neu deuten,<br />

während Geschichtsdarstellungen <strong>und</strong> Schulbücher ein subjektiv-kommentierendes<br />

"geschlossenes System" vermitteln <strong>und</strong> insoweit festgelegt ("festgeschrieben") sind.<br />

Dies gilt auch für Chroniken, die sich weitgehend an historischen Tatsachen<br />

orientieren. 54<br />

2.7. Die Dokumentenauswahl der D-Dok.: Ihr Anspruch, deutsche<br />

Geschichte <strong>und</strong> Politik zu spiegeln<br />

Die D-Dok. ist zwar ein Produkt des schnelllebigen Informationszeitalters, in dem sich<br />

das menschliche Wissen derzeit alle fünf Jahre verdoppelt. Da es sich jedoch um<br />

eine digitalisierte Sammlung gedruckter, vornehmlich staatlicher Quellen<br />

(Dokumente) handelt, in denen sich die historisch-politische Vergangenheit<br />

54 Vgl. dazu die von mir verfasste, von der B<strong>und</strong>eszentrale für politische Bildung seit 1995<br />

herausgegebene, wiederholt nachgedruckte <strong>und</strong> aktualisierte <strong>Deutschland</strong>-Chronik 1945 - 2000. Bonn<br />

2000, zuletzt 2004.<br />

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