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Quellenarbeit als lebenslanges und neues Lernen - Deutschland ...

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Die D-Dok. hat erstrebt, möglichst viele der unter 2.2. aufgeführten, vor allem<br />

staatlichen Politikfelder zu erfassen <strong>und</strong> mit ihrer Themenvielfalt <strong>und</strong> ihren Facetten<br />

vorzustellen - alle gleichermaßen zu berücksichtigen, war a priori nicht realisierbar.<br />

Je breiter das Spektrum der Auswahl in den Bereichen Politik, Recht, Wirtschaft <strong>und</strong><br />

Sozialem wurde, um so mehr war es erforderlich, die Quantität staatlicher Quellen zu<br />

reduzieren <strong>und</strong> sie nach qualitativen Schwerpunkten <strong>und</strong> nach ihrer Themenvielfalt<br />

zu streuen. Insoweit ist die Dokumentenauswahl, die der Herausgeber zu vertreten<br />

hat, subjektiv <strong>und</strong> fragmentarisch.<br />

Ihrem Charakter nach kann diese Datenbank immer nur in einem Zustand der<br />

Unfertigkeit sein - einem status nascendi. Es gibt keine Wissenschaft, die den<br />

immerwährenden Wechsel der Zeit so versinnbildlicht wie die Geschichte: Was heute<br />

ist, wird morgen gestern, <strong>und</strong> morgen wird heute sein. So entsteht aus allem, was<br />

geschieht, Vergangenheit, <strong>und</strong> mit den Fragen, die wir an sie stellen, ändern sich<br />

auch die Antworten auf sie. Deshalb können wir Geschichte immer nur im<br />

Nachhinein beurteilen. Mit ihr ändert sich der Blickwinkel, <strong>und</strong> daher sehen wir oft mit<br />

anderen Augen, was wir aus dem Rückblick sehen - heute anders <strong>als</strong> gestern oder<br />

morgen. Dies gilt um so mehr für zurückliegende Jahre <strong>und</strong> Jahrzehnte <strong>und</strong> für<br />

Quellen, die sich in ihnen spiegeln.<br />

Ihren Zielsetzungen nach beansprucht die D-Dok. dennoch, ein Spiegel zu sein, der<br />

aus historischer Retrospektive 60 Jahre deutscher, vornehmlich staatlicher <strong>und</strong><br />

zwischenstaatlicher Politik seit 1945 reflektiert. Ein Spiegel ist objektiv-intersubjektiv,<br />

ein Spiegelbild dagegen subjektiv-imaginär. Narziss hatte sich nicht in sich selbst,<br />

sondern in sein Spiegelbild verliebt (1.4.). Auch die Massenmedien sind Spiegelbilder<br />

<strong>und</strong> allenfalls Ersatzobjekte (1.5.).<br />

Wenn die D-Dok. eine Spiegelfunktion haben soll, dann darf sie auf <strong>Deutschland</strong> kein<br />

Bild projizieren, das dem Selbstverständnis der alten oder neuen BRD entstammt<br />

oder ihm entspricht. Deshalb wird die DDR unabhängig davon, wie sie einzuschätzen<br />

ist, gleichberechtigt neben der BRD dokumentiert; denn nicht nur die BRD, die<br />

beansprucht hat, <strong>Deutschland</strong> allein nach innen <strong>und</strong> nach außen zu vertreten, auch<br />

die DDR gehört zur deutschen Geschichte, zum deutschen Geschichtsbild <strong>und</strong> zur<br />

deutschen Identität - ob man dies wahrhaben will oder nicht. Dies gilt umgekehrt<br />

auch für das Selbstbild <strong>und</strong> das Selbstverständnis, das die ehemalige DDR von sich<br />

<strong>und</strong> <strong>Deutschland</strong> hatte. Ein Spiegel reflektiert, aber er bewertet nicht. Dies bleibt dem<br />

Betrachter überlassen, der in den Spiegel schaut <strong>und</strong> daraus seine Schlüsse ziehen<br />

kann.<br />

Nichts ist objektiv-intersubjektiv so geeignet, eine Spiegelfunktion auszuüben, wie<br />

historisch-politische Quellen. Sie dokumentieren, was zum Zeitpunkt ihres<br />

Entstehens war; sie subjektiv auszuwählen, einzuordnen, zu deuten <strong>und</strong> zu<br />

bewerten, bleibt der historischen Retrospektive überantwortet. Diese Spiegelfunktion<br />

ist auch dann erfüllt, wenn es sich um keine idealtypisch "reine", "glatte" oder<br />

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