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Quellenarbeit als lebenslanges und neues Lernen - Deutschland ...

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Die vorherrschende soziologische Betrachtungsweise des Soziologen Castells,<br />

soziale Exklusion <strong>als</strong> Funktion "bestehender Netzwerke von Reichtum, Macht <strong>und</strong><br />

Information" überzubewerten, klammert Ungleichheiten, Behinderungen <strong>und</strong><br />

Ungerechtigkeiten, aber auch Fähigkeiten aus, die unabhängig vom sozioökonomischen<br />

Status der Familie, vom Konflikt zwischen Arm <strong>und</strong> Reich entstehen<br />

<strong>und</strong> in der Regel lebenslang fortbestehen. Gemeint sind narzisstische<br />

Entwicklungsstörungen, die das körperlich-emotionale Selbst <strong>und</strong> seine lückenhafte<br />

Konfiguration betreffen.<br />

1.4. Narzissmus <strong>als</strong> schwarzes Loch im Informationszeitalter:<br />

Fehlfunktionen des körperlich-emotionalen Selbst <strong>und</strong> die Unfähigkeit,<br />

sich selbst zu lieben<br />

Narzissmus (vor der Rechtschreibreform: Narzißmus) dient in der Umgangssprache<br />

<strong>als</strong> Metapher für übersteigerte Eigenliebe, Verliebtsein in sich selbst, Eitelkeit, oft<br />

auch Egozentrismus. Der Begriff stammt aus der griechischen Mythologie. Nach der<br />

Sage hatte sich der schöne "Narziss" in sein Spiegelbild verliebt: Es war nicht er<br />

selbst, sondern eine ihn reflektierende Imagination. 17<br />

Von Havelock Ellis auf die Psychiatrie übertragen (1898) <strong>und</strong> von Näcke (1899) <strong>und</strong><br />

Sadger (1908) in die Psychoanalyse eingeführt, wurde der Begriff von Freud<br />

übernommen <strong>und</strong> vieldeutig verwendet: <strong>als</strong> Bezeichnung für eine sexuelle Perversion<br />

(Autoerotismus), für ein libidinöses Entwicklungsstadium ("zum Liebesobjekt<br />

genommenes Selbst"), für eine animistische Phase ("Allmacht der Gedanken"), für<br />

die Quelle des "Ich-Ide<strong>als</strong>"(ideales Ich), für eine Theorie der Regression (Schlaf,<br />

Hypochondrie) <strong>und</strong> der Psychose (Schizophrenie nach Bleuler, Dementia praecox<br />

nach Kraepelin). 18 Mit diesen unterschiedlichen <strong>und</strong> widersprüchlichen<br />

17 Vgl. dazu Sigm<strong>und</strong> Freud: Gesammelte Werke. Band VIII. Seite 170: "Wir sagen, er findet seine<br />

Liebesobjekte auf dem Wege des N a r z i ß m u s, da die griechische Sage einen Jüngling Narzissus<br />

nennt, dem nichts so wohl gefiel wie das eigene Spiegelbild, <strong>und</strong> der in die schöne Blume dieses<br />

Namens verwandelt wurde." (Eine Kindheitserinnerung des Leonardo da Vinci)<br />

18 Sigm<strong>und</strong> Freud: Gesammelte Werke. Band VIII. Seite 297: "Man hat es <strong>als</strong> Narzissismus<br />

bezeichnet; ich ziehe den vielleicht minder korrekten, aber kürzeren <strong>und</strong> weniger übelklingenden<br />

Namen N a r z i ß m u s vor. Es besteht darin, daß das in der Entwicklung begriffene Individuum,<br />

welches seine autoerotisch arbeitenden Sexualtriebe zu einer Einheit zusammenfaßt, um ein<br />

Liebesobjekt zu gewinnen, zunächst sich selbst, seinen eigenen Körper zum Liebesobjekt nimmt, ehe<br />

es von diesem zur Objektwahl einer fremden Person übergeht." (Psychoanalytische Bemerkungen<br />

über einen autobiographisch beschriebenen Fall von Paranoia = Fall Schreber); Gesammelte Werke,<br />

Band IX. Seiten 110f.: "Animistische Phase" entspricht Narzißmus, "Allmacht der Gedanken", "Gefühl<br />

der Allmacht","Magie" (Totem <strong>und</strong> Tabu); Gesammelte Werke. Band X. Seite 161: "Was er <strong>als</strong> sein<br />

Ideal vor sich hinprojiziert, ist der Ersatz für den verlorenen Narzißmus seiner Kindheit, in der er sein<br />

eigenes Ideal war." (Zur Einführung des Narzißmus); Gesammelte Werke. Band XI. Seite 431: "Den<br />

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