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Quellenarbeit als lebenslanges und neues Lernen - Deutschland ...

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Knopfdruck ist der Fernseher jederzeit bereit, sich um sie kümmern <strong>und</strong> sie zu<br />

stimulieren. Auch wenn Fernsehkinder in ihrer psychischen Entwicklung retardiert<br />

sind, bei Sprach-, Lese- <strong>und</strong> Schreibtest schlechter abschneiden <strong>als</strong> andere: Sind<br />

dafür die Massenmedien verantwortlich zu machen oder die Sozialisationsagenturen,<br />

<strong>als</strong>o Familien <strong>und</strong> Schulen? 34<br />

Christopher Lasch ordnet den Narzissmus kulturpessimistisch einem neuen Zeitalter<br />

des Hedonismus <strong>und</strong> der Selbstbeschäftigung zu, während Thomas Ziehe ihn <strong>als</strong><br />

Produkt des Spätkapitalismus deutet. Hier dagegen wird eine andere These<br />

vertreten: Dass der Narzissmus im Informationszeitalter wie ein schwarzes Loch<br />

wirkt, das Menschen, die in seine Nähe geraten, emotional auslaugt <strong>und</strong> depriviert,<br />

<strong>und</strong> sie, falls sie hineinfallen, seelisch-körperlich zerstört.<br />

Offen bleiben die Antworten auf Fragen: Ob <strong>und</strong> inwieweit narzisstische Störungen<br />

vom Informationismus begünstigt werden? Oder umgekehrt: Ob <strong>und</strong> inwieweit<br />

Massenmedien sie eindämmen? Befähigen sie <strong>als</strong> Ersatzobjekte Kinder, Selbstkerne<br />

aufzubauen <strong>und</strong> damit zu überleben, statt - allein gelassen - von Selbstauflösung<br />

bedroht oder gar dem Selbstverlust (Depression) ausgeliefert zu sein? Oder handelt<br />

es sich, wie der Kriminologe Christian Pfeiffer meint (7.6.-1.), um eine<br />

"Medienverwahrlosung"?<br />

Wie man auch immer diese Fragen beantworten <strong>und</strong> die modernen Massenmedien<br />

bewerten mag: Nicht nur für Kinder, sondern sehr oft auch für Alte, Kranke, Arme,<br />

Arbeitslose, Vereinsamte, Verlassene <strong>und</strong> Hoffnungslose sind Fernseher <strong>und</strong><br />

inzwischen auch das Internet alles in einem: Unterhaltung, Informationsquelle,<br />

Zeitvertreib, Betäubungsmittel, Zerstreuung, Partnerersatz <strong>und</strong> Trostspender.<br />

1.6. Die geschlossene Gesellschaft in <strong>Deutschland</strong>: Familie, Bildung,<br />

Ausbildung <strong>und</strong> Beruf <strong>als</strong> weitgehend soziales Privileg<br />

Bildungs- <strong>und</strong> Berufschancen in <strong>Deutschland</strong> hängen in erster Linie von der sozialen<br />

Herkunft ab, weniger von Bildung, Fähigkeiten <strong>und</strong> Leistung. Dies ist das Fazit nicht<br />

nur der PISA-Studien I <strong>und</strong> II, sondern auch zuverlässiger, empirisch f<strong>und</strong>ierter<br />

soziologischer Untersuchungen. So hat Michael Hartmann die „Leistungselite"<br />

34 Manfred Spitzer, Nervenk<strong>und</strong>e 22, 2003, Seiten 113ff. hat universitäre Studien zum<br />

Fernsehverhalten von Kindern ausgewertet. Danach sind Vielseher schlechter im Lesen <strong>und</strong> <strong>Lernen</strong><br />

<strong>als</strong> Wenigseher. "Wer viel fern sieht, bewegt sich weniger <strong>und</strong> liegt mehr auf der Couch, schaut eher<br />

das Programm von Privatsendern <strong>und</strong> hat schlechtere Noten in Deutsch." Zur Mediennutzung vgl.<br />

auch PISA 2000. Seiten 487ff. Viel Zeit vor dem Fernseher <strong>und</strong> Videogerät verbringen Hauptschüler:<br />

täglich 3-5 St<strong>und</strong>en 27,3%, mehr <strong>als</strong> 5 St<strong>und</strong>en 28,2%.<br />

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