Quellenarbeit als lebenslanges und neues Lernen - Deutschland ...

emotionale Einstellung zum eigenen Körper." 231 Diese geschlechtstypische
Körpererfahrung und das damit zusammenhängende Selbstwertgefühl beeinflussen
politische Lernprozesse.
Nach der PISA-Studie I erzielen Mädchen im Bereich der Lesekompetenz bessere
Leistungen als Jungen. Umgekehrt erreichen Mädchen in Mathematik und Physik in
allen Schulformen schwächere Ergebnisse als Jungen. Individuelle mathematischnaturwissenschaftliche
Begabungen bei Mädchen werden gelegentlich vielleicht
deshalb nicht wahrgenommen und gefördert, weil sie festgelegten
Rollenerwartungen widersprechen. Wenn Mädchen sich im mathematischnaturwissenschaftlichen
Bereich wenig zutrauen, liegt es manchmal nicht an ihren
Fähigkeiten als vielmehr an ihrer Selbsteinschätzung, dass Jungen "besser" sind als
sie. Dementsprechend klassifizieren sie Lehrer/innen und Eltern. 232 "Viele Mädchen
glauben daher inzwischen selbst, sie könnten mit Mathe nichts anfangen, halten gute
Ergebnisse für Zufallstreffer, trauen sich im Unterricht aus Angst, sich wieder eine
Blöße zu geben, kaum noch nachzufragen. Jungen dagegen wachsen in der
Annahme auf, sie seien gut in Mathematik. Stimmt das Selbstbild nicht mit den
Leistungen überein, haben sie entweder Pech gehabt oder es liegt am Lehrer oder
der eigenen Faulheit." 233
Weitgehend selbstbestimmtes Lernen in der Grundschule ermöglicht vor allem im
Sachunterricht, individuelle Interessen und Fähigkeiten, aber auch Schwächen von
Grundschulkindern frühzeitig zu beobachten, zu beschreiben und zu beurteilen. 234
Durch innere Differenzierung lassen sich daraus Konsequenzen ziehen, sei es durch
Einzel-, Partner- oder Gruppenarbeit, sei es durch Stützmaßnahmen z.B. bei Sprach-
, Schreib- und Leseschwäche, sei es durch Förderung individueller Neigungen.
231
Dagmar Richter: Geschlechtsspezifische Zusammenhänge politischen Lernens. In: Wolfgang
Sander (Hg.): Handbuch der politischen Bildung. Bonn 1997. Seiten 403 - 414, zit. 409. - Weshalb die
Diskriminierung von Frauen erfordert, "eine didaktische Position Kritischer Theorie" zu vertreten und
sie mit "Zielen der Emanzipation, Mündigkeit und Selbstbestimmung" zu identifizieren, vermag Richter
m. E. nicht schlüssig zu begründen: Dagmar Richter: Geschlechtsdifferente Aspekte
handlungsorientierten Lernens. In: Gotthard Breit/Siegfried Schiele (Hrsg.): Handlungsorientierung im
Politikunterricht. Bonn 1998. Seiten 170 - 176, zit. 170. Vgl. dazu auch Sibylle Reinhardt: Männlicher
oder weiblicher Politikunterricht? Fachdidaktische Konsequenzen einer sozialen Differenz. In: Sibylle
Reinhardt/Elke Weise (Hrsg.): Allgemeine Didaktik und Fachdidaktik. Fachdidaktiker behandeln
Probleme ihres Unterrichts. Weinheim 1997. Seiten 37 - 66; Astrid Kaiser u.a.: Projekt
geschlechtergerechte Grundschule. Berichte aus der Praxis. Opladen 2003.
232
Vgl. Hildegard Macha: Rekrutierung von weiblichen Eliten. In: Aus Politik und Zeitgeschichte B 10
vom 1. März 2004. Seiten 25 - 32, zit. 28.
233
Stephan Lüke: Von Mädchen, IT-Berufen und einem Defizit. Die nordrhein-westfälische
Frauenministerin Birgit Fischer will die Dominanz der Männer in den Berufen der
Informationstechnologie brechen. In: General-Anzeiger vom 5. Juli 2004. Seite 5.
234
Eckhardt Preuß/Ulrike Itze/Herbert Ulonska (Hg.): Lernen und Leisten in der Grundschule. Bad
Heilbrunn 1999; Dietmar von Reeken (Hg.): Handbuch Methoden im Sachunterricht. Baltmannsweiler
2003.
216