Quellenarbeit als lebenslanges und neues Lernen - Deutschland ...

Der nächste Wunsch der Kinder, den ich nicht erfüllen konnte und wollte, hieß:
"Lieder" - also Unterhaltung. Der Ruf nach panem et circenses war unüberhörbar.
Die Kinder begannen zu agieren. Ich hatte sie mit dazu verleitet, indem ich ihnen die
D-Dok. über Bild- und Ton-Dokumente, also über die bei ihnen durch Fernsehen
eingeübte Viewing Literacy, hatte nahe bringen wollen.
Daher habe ich die Kinder mit neuen Fakten konfrontiert und sie insoweit belehrt:
dass die D-Dok. keine McDonald-DVD sei, dass sie keine Spiele kenne und weder
Madonna noch Michael Jackson, sondern allenfalls Marschmusik als
Hintergrundmusik bieten könne; dass deshalb Bild- und Ton-Dokumente nur
Geschriebenes ergänzen und veranschaulichen sollen, dass das Lesen von und das
Lernen mit Schriftlichem im Mittelpunkt stehe und dies Arbeit von ihnen erfordere.
Um Schreiben, Lesen und Rechnen zu lernen, seien sie in der Schule, und nicht um
zu spielen und sich zu unterhalten — dies könnten sie zu Hause tun.
Die zweite Überraschung: Die Kinder hörten nicht nur die Botschaft, sie nahmen sie
offensichtlich mehrheitlich auch an, obwohl ich nicht umhin gekommen war, sie zu
belehren, und ich dies hatte vermeiden wollen. Manchen stand die Enttäuschung
aber ins Gesicht geschrieben, da sie sich von der DVD Unterhaltung, Musik, Spiel
und Spaß versprochen hatten.
Wie von mir vorgeschlagen, mit der Rechtschreibung zu beginnen, gab ein Junge
statt "Vater" falsch "Vatter" ein. Trefferquote 0. Nach Verbesserung "Vater": 225
Treffer. Die dritte Überraschung: Die Kinder haben, wenngleich auf Befragen, die -
nicht immer, aber weitgehend zutreffende - Regel aufgrund der angezeigten und
teilweise geöffneten Dateien aufgestellt: Bei Rechtschreibfehlern gibt es keine
Treffer, und Vater hat auch etwas mit Paragrafen zu tun. Mehr kann und ist von
Grundschulkindern nicht zu erwarten.
Ist die Heimatstadt Remscheid in der D-Dok. zu finden? Das interessierte die Kinder,
die Wert darauf legten, den Laptop selbst zu bedienen, und sich auf der Tastatur gut
auskannten. Remscheid: 3 Treffer. Hackenberg (Stadtteil): 0 Treffer. Solingen: 32
Treffer. Düsseldorf: 198 Treffer. Die vierte Überraschung: Die Kinder haben die
Schlussfolgerungen aus diesen Trefferzahlen selbst gezogen; allerdings hatten sie
anfangs nur geraten, und ich musste wiederholt nachfragen, bis sie stichhaltige
Begründungen lieferten. So hatten sie auf die Frage: "Weshalb hat Remscheid 3,
aber Solingen 32 Treffer?", zunächst spontan geantwortet: "Dort ist mehr los",
"Solingen ist größer", "Es ist bekannter" u. a. Erst als ich darauf hinwies, was der
Computer ausgespuckt hatte, verarbeiteten sie Informationen zum
fremdenfeindlichen "Brandanschlag". Die Kinder ließen sich auch nicht verwirren, als
ich fragte, weshalb Düsseldorf, also dem Namen nach ein Dorf, so häufig in der D-
Dok. zu finden sei, aber ihr Stadtteil Hackenberg nicht.
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