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Quellenarbeit als lebenslanges und neues Lernen - Deutschland ...

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ist. Alles menschliches Denken wurzelt daher im frühkindlichen Austausch <strong>und</strong> seiner<br />

Umwelt. 201<br />

Nicht aus angeborenen, sondern aus nachgeburtlichen familiären Gründen sind viele<br />

Kinder in ihrem Selbst so geschädigt, dass sie später in der Schule stören, versagen,<br />

desinteressiert - kurzum nicht oder nur wenig lernfähig sind. Nach Susanne Gaschke<br />

brauchen Schulen infolgedessen zusätzlich zum Fachunterricht "mehr Menschen für<br />

die Menschen, die sie erziehen", <strong>und</strong> deshalb fordert sie, die Schule müsse "einen<br />

Familienersatz organisieren". 202<br />

Wenn Familie versagt, können sie Lehrer/innen jedoch nicht ersetzen. Als "fördernde<br />

Umwelt" (Winnicott) dagegen haben sie ex post begrenzte <strong>und</strong> ergänzende<br />

Möglichkeiten, Spiegelfunktionen auszuüben (2.9.). Diese sek<strong>und</strong>äre <strong>und</strong><br />

identitätsstiftende Sozialisation soll jedoch nicht die Eltern oder die Familie ersetzen<br />

<strong>und</strong> damit neue Abhängigkeiten schaffen, sondern sie abschaffen: durch das<br />

lebenslange, weitgehend selbstbestimmte <strong>Lernen</strong>. Endziel ist daher, den Lehrer/die<br />

Lehrerin überflüssig zu machen. Sobald sie ihren Auftrag, zum selbstbestimmten<br />

<strong>Lernen</strong> anzuleiten <strong>und</strong> zu motivieren, erfüllt haben, werden sie nicht mehr benötigt.<br />

Wer selbstorganisiert lernt, braucht weder Lehrer/innen noch Belehrungen - sie sind<br />

überflüssig geworden.<br />

Welchen der beiden vorgeschlagenen Wege Sie auswählen, um <strong>Quellenarbeit</strong> zu<br />

erproben, hängt nicht nur subjektiv von Ihnen selbst ab, sondern auch von objektiven<br />

Gegebenheiten an Ihrer Schule. B<strong>und</strong>esbildungs- <strong>und</strong> -forschungsministerin<br />

Bulmahn, die nicht für Schulen zuständig ist, bemängelt rückblickend: "Wir haben<br />

jahrzehntelang minutiös die Rahmenbedingungen des <strong>Lernen</strong>s <strong>und</strong> Lehrens in<br />

unserem Land festgelegt. Wir haben Haushaltspläne aufgestellt <strong>und</strong> Mittel verteilt,<br />

Lehrpläne <strong>und</strong> Rahmenrichtlinien vorgegeben, Ausbildungsordnungen für Lehrer <strong>und</strong><br />

Prüfungsrichtlinien für Schüler entworfen." 203 Der von ihr befürwortete Wechsel von<br />

einer Input- zu einer Output-Steuerung erfordert, "unseren Schulen endlich mehr<br />

Selbständigkeit (zu) geben. Wir müssen weg von staatlicher Gängelung, weg von<br />

einer ungeheueren Zahl von Erlassen <strong>und</strong> Verordnungen. Der Staat muss die Ziele<br />

vorgeben, doch die Schulen müssen selbst entscheiden können, wie sie diese Ziele<br />

erreichen." 204 Dies ist leicht gesagt, doch schwer umzusetzen. Außer in Diktaturen<br />

201 Peter Hobson: Wie wir denken lernen. Gehirnentwicklung <strong>und</strong> die Rolle der Gefühle.<br />

Düsseldorf/Zürich 2003. Vgl. auch die von Hobson mitverfassten Artikel: Individual Differences in<br />

Young Children's IQ: A Social-developmental Perspective; Imitation and Identification in Autism. In:<br />

Journal of Child Psychology & Psychiatry 40, 1999, Seiten 455 - 464 <strong>und</strong> 649 - 659. Siehe dazu auch<br />

die Trilogie von Martin Dornes: Der kompetente Säugling. Die präverbale Entwicklung des Menschen;<br />

Die frühe Kindheit. Entwicklungspsychologie der ersten Lebensjahre; Die emotionale Welt des Kindes.<br />

Frankfurt a. M. 1999 - 2001.<br />

202 Susanne Gaschke: Die Keller-Kinder. Pflegefall Familie. In: DIE ZEIT vom 1. April 2004. Seite 1.<br />

203 B<strong>und</strong>esministerin Bulmahn am 18. Februar 2003 über nationale Bildungsstandards <strong>als</strong> Teil eines<br />

umfassenden Qualitätsmanagementsystems für die Schulen: www. bmbf.de/pub/mr-20030218.pdf.<br />

204 Bulmahn am 13. Dezember 2002: Fördern <strong>und</strong> Fordern - Perspektiven für das deutsche<br />

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