Quellenarbeit als lebenslanges und neues Lernen - Deutschland ...
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Wählern <strong>und</strong> Gewählten beruhte auf dem Gr<strong>und</strong>gedanken, dass Politiker die Akteure<br />
sind, <strong>und</strong> Medien, insbesondere Zeitungen, die Vermittler, die Staatsbürger mit<br />
Informationen versorgen, damit sie sich eine politische Meinung bilden können. Die<br />
im Kaiserreich <strong>und</strong> in der Weimarer Politik weit verbreitete Presse der Parteien, z.B.<br />
das SPD-Organ "Vorwärts", druckte oft auszugsweise Politikerreden aus dem<br />
Reichstag nach <strong>und</strong> lieferte so Quelleninformationen pur — wie heute in <strong>Deutschland</strong><br />
nur noch die Wochenzeitung "Das Parlament" über den B<strong>und</strong>estag. Kurzum: Die<br />
Medien sollten die Politik beobachten, über sie berichten <strong>und</strong> sie vermitteln, sie aber<br />
nicht bestimmen oder inszenieren.<br />
Als 1950 die ARD, die Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen<br />
R<strong>und</strong>funkanstalten der B<strong>und</strong>esrepublik <strong>Deutschland</strong>, gegründet wurde, ging sie von<br />
der Prämisse aus, dass R<strong>und</strong>funk <strong>und</strong> Medien staatlicher Kontrolle entzogen seien,<br />
sie die Interessen der "Allgemeinheit" vertreten <strong>und</strong> so zur politischen Willensbildung<br />
beitragen. "Alles in allem ist von der öffentlich-rechtlichen Gründungsidee nicht mehr<br />
viel übrig geblieben." 255 Unter dem Einfluss der Festangestellten <strong>und</strong> der Parteien<br />
beeinträchtigen Politik, Verwaltung <strong>und</strong> Kommerz die journalistische Unabhängigkeit,<br />
so dass ARD, ZDF <strong>und</strong> <strong>Deutschland</strong>Radio längst nicht mehr, obgleich öffentlich<br />
finanziert, Medien für die "Allgemeinheit" <strong>und</strong> ihre Willensbildung sind: für<br />
Information, Politik, Kultur <strong>und</strong> Bildung.<br />
Im Informationszeitalter hat sich ein Wechsel von der Parteiendemokratie zur<br />
Mediendemokratie vollzogen. Nicht mehr Medien berichten über Politik, um sie zu<br />
vermitteln, sondern umgekehrt, die politischen Akteure beobachten die Medien <strong>und</strong><br />
passen sich ihnen an, um sich in ihnen publikumswirksam zu präsentieren <strong>und</strong> zu<br />
spiegeln. Politikvermittlung wird so zum Politainment: Politik <strong>und</strong> Unterhaltung<br />
verschmelzen zu einer Symbiose. 256<br />
8.4. Politikvermittlung <strong>und</strong> Politainment: Medien inszenieren Politik,<br />
Quellen spiegeln sie<br />
Politainment theatralisiert, personalisiert, verkürzt <strong>und</strong> fiktionalisiert Politik. Zwar ist<br />
Politik eine viel zu ernste Sache, <strong>als</strong> dass sie sich auf Unterhaltung reduzieren ließe,<br />
passt sich aber dennoch ihren Regeln an. Denn ohne dieses Politainment werden in<br />
den Massenmedien weder Politiker/innen noch ihre Politik wahrgenommen oder<br />
255 Thomas Assheuer: Kopfsprung ins Seichte. Der öffentlich-rechtliche R<strong>und</strong>funk steckt in der Krise.<br />
Immer stärker bedrohen Kommerz <strong>und</strong> Politik die journalistische Unabhängigkeit. Der Bildungsauftrag<br />
ist bloß noch lästiges Beiwerk, das Programm wird flott banalisiert. In: DIE ZEIT Nr. 3 vom 8. Januar<br />
2004. Seiten 11 - 13, zit. 13.<br />
256 Andreas Dörner: Politainment. Politik in der medialen Erlebnisgesellschaft. Frankfurt a. M. 2001.<br />
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