Quellenarbeit als lebenslanges und neues Lernen - Deutschland ...
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Dies sind die vier idealtypischen unverzichtbaren Charakterzüge, die in ihren<br />
Abhängigkeiten (Interdependenzen) die Gr<strong>und</strong>lagen der NPB unverwechselbar <strong>als</strong><br />
Einheit bilden:<br />
6.1. Idealtypische Charakterologie I: Vorrangig Arbeit mit Quellen <strong>als</strong><br />
fachwissenschaftlich-rationales F<strong>und</strong>ament der Neuen Politischen<br />
Bildung (NPB)<br />
Neue Politische Bildung (NPB) arbeitet primär mit Quellen <strong>und</strong> Daten <strong>als</strong> Rohstoff<br />
fächerübergreifender historischer, sozialwissenschaftlicher <strong>und</strong> fremdsprachlicher<br />
Disziplinen (Stufe I der <strong>Quellenarbeit</strong>). Dies heißt nicht, dass sie sich ausschließlich,<br />
sondern nur, dass sie sich vorrangig auf Quellen <strong>und</strong> Daten stützt. Verarbeitete<br />
Informationen aus zweiter, dritter, oft auch vierter <strong>und</strong> fünfter Hand, <strong>als</strong>o z. B.<br />
Sek<strong>und</strong>ärliteratur <strong>und</strong> Sek<strong>und</strong>ärquellen (z. B. Memoiren), stehen folglich nicht mehr<br />
im Zentrum der Informationsrecherchen, erhalten einen nachrangigen Stellenwert,<br />
sind aber unverzichtbar - sei es analog oder digital, sei es offline oder online.<br />
Margarete Dörr, die lange am Gymnasium Geschichte unterrichtet <strong>und</strong> sich am<br />
Didaktikerstreit (3.4.) beteiligt hat, schreibt dazu, dass "zwischen der Tätigkeit des<br />
Forschers <strong>und</strong> der Tätigkeit des Schülers" im Gr<strong>und</strong>e "nur ein gradueller, aber kein<br />
prinzipieller Unterschied" bestehe. "Kein Schüler, kein Lehrer, kein Student, kein<br />
Hochschullehrer kann alle Quellen lesen, der Forscher allenfalls auf einem kleinen<br />
Spezialgebiet. Alle sind mehr oder weniger angewiesen auf die Vorarbeiten von<br />
anderen Wissenschaftlern, d. h. auf schon verarbeitete Information." 161<br />
Quellen <strong>und</strong> Daten haben in der NPB den gleichen Stellenwert wie Experimente in<br />
den Naturwissenschaften, Kunst- oder Musikwerke in den Künsten, Literaturlektüre in<br />
Deutsch oder den Fremdsprachen. Aber politische Bildung <strong>und</strong> insbesondere<br />
Geschichtsunterricht schöpfen häufig nur aus Sek<strong>und</strong>ärliteratur <strong>und</strong> Schulbüchern,<br />
somit subjektiv verarbeiteten Informationsquellen. Was im naturwissenschaftlichen,<br />
sprachlichen <strong>und</strong> musischen Unterricht schon im 20. Jahrh<strong>und</strong>ert <strong>und</strong>enkbar war -<br />
keine Experimente, keine Literaturbeispiele, keine Präsentation von Kunst <strong>und</strong> Musik<br />
- , ist heute in der politischen Bildung <strong>und</strong> im Geschichtsunterricht in <strong>Deutschland</strong><br />
durchaus üblich. Eine solche politische Bildung <strong>und</strong> ein solches<br />
161 Margarete Dörr: Quellen, Quellen, Quellen - <strong>und</strong> die Alternative? In: GWU 34, 1983, Seiten 318 -<br />
329, zit. 326. Vgl. auch Margarete Dörr: Zur <strong>Quellenarbeit</strong> im Geschichtsunterricht. Interpretation<br />
zweier Reden (Truman <strong>und</strong> Shdanow 1947) <strong>und</strong> einige didaktische Schlußfolgerungen. In: Eberhard<br />
Wilms (Hrsg.): Geschichte. Denk- <strong>und</strong> Arbeitsfach. Heinz Dieter Schmid zum 65. Geburtstag. Frankfurt<br />
a. M. 1986. Seiten 154 - 175. Dörr betont, <strong>Quellenarbeit</strong> ermögliche, Lehrer "entbehrlich zu machen<br />
bzw. zum Ansprechpartner für die Fragen der Schüler" (Seite 168), sie führe auch zum<br />
"übersichtlichen Festhalten von Lernergebnissen" (Seite 169).<br />
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