Familienuntersuchung zum Gilles de la Tourette-Syndrom (pdf)
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Ergebnisse<br />
Wie Tabelle 23 zeigt, ergaben sich zwischen <strong>de</strong>r Gruppe <strong>de</strong>r In<strong>de</strong>xpatienten ohne familiäre<br />
Be<strong>la</strong>stung an Ticstörungen und <strong>de</strong>r Gruppe <strong>de</strong>r familiär be<strong>la</strong>steten Patienten in Hinblick auf<br />
einige Stichprobenmerkmale ten<strong>de</strong>ntiell Unterschie<strong>de</strong>. So waren Patienten aus unbe<strong>la</strong>steten<br />
Familien bei bereits späterem Beginn ihrer Ticerkrankung (ca. + 2 Jahre) <strong>zum</strong> Untersuchungszeitpunkt<br />
nicht nur durchschnittlich <strong>de</strong>utlich älter (+ 5 Jahre), son<strong>de</strong>rn entstammten zu<strong>de</strong>m<br />
doppelt so häufig <strong>de</strong>m stationären Klientel wie ihre Vergleichsgruppe. In Bezug auf <strong>de</strong>n<br />
aktuellen Schweregrad <strong>de</strong>r Ticerkrankung ergaben sich zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Kollektiven keine<br />
relevanten Unterschie<strong>de</strong>.<br />
Vergleichsweise hoch erschien unter familiär nicht be<strong>la</strong>steten Patienten jedoch <strong>de</strong>r Anteil an<br />
Patienten mit einer tiefergreifen<strong>de</strong>n Entwicklungsstörung. Unter <strong>de</strong>n insgesamt sechs Patienten<br />
mit diesem Störungsbild, das überwiegend als ein Asperger-<strong>Syndrom</strong> in Erscheinung trat, zeigte<br />
lediglich ein einziger eine positive Familienanamnese für Tics. An<strong>de</strong>re Lebenszeitdiagnosen wie<br />
eine umschriebene Entwicklungsstörung, eine Nicht An<strong>de</strong>rnorts K<strong>la</strong>ssifizierte Sprechstörung<br />
und/o<strong>de</strong>r eine Störung <strong>de</strong>r Aussscheidung ergaben sich bei In<strong>de</strong>xpatienten mit fehlen<strong>de</strong>r<br />
familiärer Be<strong>la</strong>stung dagegen seltener.<br />
Bei zu berücksichtigen<strong>de</strong>r niedriger Fallzahl dieses Subkollektivs (n=19), dürfte dieser<br />
Sachverhalt <strong>zum</strong>in<strong>de</strong>st teilweise in <strong>de</strong>r höheren Rate (4/19, 21%) an In<strong>de</strong>xpatienten mit<br />
Asperger-<strong>Syndrom</strong> begrün<strong>de</strong>t sein. Patienten mit einem Asperger-<strong>Syndrom</strong> sind typischerweise<br />
eher selten von sprachlichen o<strong>de</strong>r kognitiven Entwicklungsverzögerungen betroffen (ICD 10).<br />
Der Literatur zufolge fin<strong>de</strong>t sich bei ihnen allerdings oftmals eine Echo<strong>la</strong>lie und Pali<strong>la</strong>lie, ein<br />
Befund, <strong>de</strong>r sich auch in obiger Tabelle wie<strong>de</strong>rspiegelt. So zeigten Patienten ohne eine familiäre<br />
Be<strong>la</strong>stung für eine Ticstörung bei ansonsten vergleichbarer Ticsymptomatik eine <strong>de</strong>utlich höhere<br />
Auftretenshäufigkeit für gera<strong>de</strong> diese bei<strong>de</strong>n komplexen vokalen Ticphänomene.<br />
Bei knapp einem Drittel (n = 6; 31,6%) <strong>de</strong>r Patienten mit fehlen<strong>de</strong>r familiärer Be<strong>la</strong>stung an Tics<br />
fiel eine vergleichsweise leichte Ticsymptomatik auf. Bei ihnen bestan<strong>de</strong>n ausschließlich<br />
einfache motorische und vokale Tics. In vier dieser Fälle waren die diagnostischen Kriterien für<br />
ein <strong>Tourette</strong>-<strong>Syndrom</strong> (min<strong>de</strong>stens zwei motorische und ein vokaler Tic) nur knapp erfüllt, in<br />
einem Fall han<strong>de</strong>lt es sich dabei um einen Patienten mit einer tiefgreifen<strong>de</strong>n Entwicklungsstörung.<br />
Eine ähnlich mil<strong>de</strong> Ticsymptomatik <strong>la</strong>g unter familiär be<strong>la</strong>steten Proban<strong>de</strong>n in lediglich<br />
6,7% <strong>de</strong>r Fälle vor. Darüber hinaus zeigten sich bezüglich <strong>de</strong>r in Tabelle 23 aufgeführten<br />
Merkmale keine weiteren be<strong>de</strong>utsamen Unterschie<strong>de</strong> zur Gruppe <strong>de</strong>r familiär be<strong>la</strong>steten<br />
In<strong>de</strong>xpatienten.<br />
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