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Familienuntersuchung zum Gilles de la Tourette-Syndrom (pdf)

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Zusammenfassung<br />

<strong>la</strong>nten und stationären Patienten (n = 78) mit einem <strong>Tourette</strong>-<strong>Syndrom</strong> o<strong>de</strong>r einer Chronischen<br />

Ticstörung (DSM III-R). Das Ziel war es, mittels strukturierter und semi-strukturierter<br />

Interviews sowie <strong>de</strong>r “family-history”-Metho<strong>de</strong> die familiären Raten an Ticstörungen und<br />

solchen psychiatrischen Störungsbil<strong>de</strong>rn zu erfassen, <strong>de</strong>nen ein möglicherweise ätiologischer<br />

Zusammenhang <strong>zum</strong> <strong>Tourette</strong>-<strong>Syndrom</strong> zugeschrieben wird. Im Weiteren wur<strong>de</strong> ein Vergleich<br />

dieser Raten mit früheren Befun<strong>de</strong>n an<strong>de</strong>rer Arbeitsgruppen sowie <strong>de</strong>n parallel erhobenen Raten<br />

in Kontrollfamilien, d.h. Familien einer ambu<strong>la</strong>nten kin<strong>de</strong>r- und jugendpsychiatrischen<br />

Inanspruchsnahmepopu<strong>la</strong>tion (n = 94) angestrebt.<br />

Verglichen mit an<strong>de</strong>ren <strong>Familienuntersuchung</strong>en <strong>zum</strong> <strong>Tourette</strong>-<strong>Syndrom</strong> (TS) zeichnet sich die<br />

vorliegen<strong>de</strong> Studie insbeson<strong>de</strong>re durch ein sehr junges Stichprobenklientel, einen hohen Anteil<br />

an persönlich interviewten erstgradigen Angehörigen (78%) sowie die Erfassung subklinischer<br />

Zwangsphänomene (OCS) und sogenannter Nicht Näher Bezeichneter Ticstörungen (NNB)<br />

aus. Die Kategorie <strong>de</strong>r Ticstörungen NNB wur<strong>de</strong> in früheren Untersuchungen bisher nicht<br />

berücksichtigt, eine subklinische Zwangssymptomatik fin<strong>de</strong>t sich bei fehlen<strong>de</strong>r Definition ebenfalls<br />

nur vereinzelt erfasst.<br />

Übereinstimmend mit früheren Befun<strong>de</strong>n fan<strong>de</strong>n sich auch in <strong>de</strong>r hiesigen Untersuchung Angehörige<br />

von <strong>Tourette</strong>-Patienten gehäuft von Ticstörungen betroffen: Lediglich in 29,7% <strong>de</strong>r<br />

Familien war <strong>de</strong>r In<strong>de</strong>xpatient unter seinen Verwandten ersten und zweiten Gra<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r einzige<br />

Betroffene. Unter Eltern und Geschwistern betrug die Erkrankungsrate 19,6%, wobei ein TS<br />

vergleichsweise selten (4,8%) und überwiegend bei Vätern auftrat. Kontrollfamilien zeigten sich<br />

<strong>de</strong>mgegenüber mit 7,1% zwar <strong>de</strong>utlich weniger, letztlich aber ebenfalls in nicht unerheblichen<br />

Maße mit Ticstörungen be<strong>la</strong>stet. Ein überraschen<strong>de</strong>r Sachverhalt ergab sich dabei in Hinblick<br />

auf Chronische Ticstörungen: Letztere traten in Familien <strong>de</strong>s kin<strong>de</strong>r- und jugendpsychiatrischen<br />

Kontrollklientels vergleichbar häufig auf wie in Familien von <strong>Tourette</strong>-Patienten (8,6% versus<br />

5,5%). Ähnlich hoch fand sich in <strong>Tourette</strong>-, nicht aber in Kontrollfamilien, die Rate an Nicht<br />

Näher Bezeichneten Ticstörungen (6,2% versus 1,3%).<br />

Nicht bestätigen ließ sich in <strong>de</strong>r vorliegen<strong>de</strong>n Studie im Gegensatz zu amerikanischen Untersuchungen<br />

ein vermehrtes Auftreten an Zwangsstörungen (OCD) in Familien von <strong>Tourette</strong>-<br />

In<strong>de</strong>xfällen. Mit 2,4% entsprach die Rate unter erstgradigen Angehörigen vielmehr <strong>de</strong>m Erwartungswert<br />

in <strong>de</strong>r Allgemeinbevölkerung (2,1%) sowie <strong>de</strong>m in <strong>de</strong>r Kontrollgruppe (1,9%). Insbeson<strong>de</strong>re<br />

Mütter waren von einer Zwangsstörung betroffen, interessanterweise in Kontrollfamilien<br />

sogar häufiger als in <strong>de</strong>n Familien <strong>de</strong>r <strong>Tourette</strong>-In<strong>de</strong>xfälle (6,4% versus 3,1%).<br />

Zwangsphänomene traten bei <strong>de</strong>n Eltern bei<strong>de</strong>r Kollektive dagegen annähernd gleich oft auf. In<br />

Familien von <strong>Tourette</strong>-Patienten war eine Zwangssymptomatik bevorzugt dann zu beobachten,<br />

wenn <strong>de</strong>r In<strong>de</strong>xfall selbst die Diagnose OCD o<strong>de</strong>r OCS erhalten hatte. Die familiäre Be<strong>la</strong>stung<br />

an Ticstörungen korrelierte dagegen weniger <strong>de</strong>utlich mit besagter Komorbidität <strong>de</strong>s<br />

In<strong>de</strong>xpatienten.<br />

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