Familienuntersuchung zum Gilles de la Tourette-Syndrom (pdf)
Familienuntersuchung zum Gilles de la Tourette-Syndrom (pdf)
Familienuntersuchung zum Gilles de la Tourette-Syndrom (pdf)
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Ergebnisse<br />
Aufgrund <strong>de</strong>r Symptomatik wur<strong>de</strong>n mehrfach Schulpsychologen hinzugezogen. 1992 erfolgte<br />
eine sechswöchige Kur, im Rahmen <strong>de</strong>rer D. sich weitgehend unauffällig verhielt. Eine<br />
nachhaltige Besserung trat hierdurch jedoch nicht ein.<br />
Auf Tics angesprochen, die während <strong>de</strong>r Anamneseerhebung auffielen, gaben die Eltern an,<br />
dass das Augenzwinkern und -verdrehen bereits seit <strong>de</strong>m 9. Lebensjahr bestehe.<br />
Zwischenzeitlich habe im Abstand von jeweils drei Monaten ein Tic <strong>de</strong>n nächsten abgelöst.<br />
Hierzu gehörten Arm- und Beinstrecken, dystones Kopfdrehen, Mundaufreißen, Anstarren,<br />
Gesichts-grimassieren, B<strong>la</strong>sen, Luftausstoßen, Schulterzucken, Hüsteln und Räuspern.<br />
Darüber hinaus <strong>la</strong>g selbstverletzen<strong>de</strong>s Verhalten in <strong>de</strong>r Form vor, dass sich D. auf das<br />
heftigste vor die Brust schlug o<strong>de</strong>r sich blutig kratzte. Die Ticsymptomatik hielt an. Art,<br />
Lokalisation und Intensität <strong>de</strong>r Tics waren wechselhaft.<br />
Die testpsychologische Untersuchung ergab eine massive Aufmerksamkeitsstörung bei<br />
normaler Intelligenz. Im weiteren wur<strong>de</strong>n die Eltern sowie die Schule über die Tic-Erkrankung<br />
von D. ausführlich informiert; D. selbst wur<strong>de</strong> erfolgreich auf Tiapri<strong>de</strong>x eingestellt.<br />
Kasuistik 4:<br />
K.D., * 1973, wur<strong>de</strong> <strong>zum</strong> errechneten Geburtstermin nach unauffälliger Schwangerschaft<br />
geboren. Im Alter von fünf Jahren setzte ein vorübergehen<strong>de</strong>s Stottern ein. Mit neun Jahren<br />
traten piepsen<strong>de</strong> Laute in <strong>de</strong>r Schule und zu Hause auf. Praktisch zeitgleich setzten auch<br />
motorische Tics in Form von Kopfnicken, Augenblinzeln (die Verschreibung einer Brille<br />
erbrachte keine Besserung), Mundaufreißen, Schulterzucken, Bauchtics und plötzliches In-die-<br />
Knie-Gehen ein. Parallel hierzu traten Konzentrationsschwierigkeiten und motorische Unruhe<br />
auf. Im Alter von zehn Jahren kam es zu einer mehrtägigen Perio<strong>de</strong>, in <strong>de</strong>r K.D. täglich<br />
sch<strong>la</strong>fwan<strong>de</strong>lte. Zu diesem Zeitpunkt erfolgte auch eine stationäre Behandlung in einer kin<strong>de</strong>rund<br />
jugendpsychiatrischen Klinik; <strong>de</strong>n Eltern wur<strong>de</strong> geraten, die erheblichen Spannungen in<br />
ihrer Ehe abzubauen.<br />
Die ausgeprägte Ticsymptomatik führte zu massiven Hänseleien. Trotz guter Schulleistungen<br />
musste die Patientin ein Jahr <strong>la</strong>ng eine Schule für verhaltensgestörte Kin<strong>de</strong>r besuchen; es kam<br />
zu einer erheblichen Traumatisierung. Auf Drängen <strong>de</strong>r Eltern - <strong>de</strong>r Vater ist Lehrer - kam<br />
K.D. wie<strong>de</strong>r in die Hauptschule, in <strong>de</strong>r sie jedoch weiterhin aufgrund ihrer Tics Hänseleien<br />
ausgesetzt war. K.D. hatte zu diesem Zeipunkt keine außerfamiliären Kontakte mehr. Den<br />
Hauptschu<strong>la</strong>bschluß absolvierte sie mit sehr guten Noten.<br />
Ihre Mutter hatte verschie<strong>de</strong>ne Ärzte konsultiert, sie veran<strong>la</strong>sste auch eine abermalige<br />
stationäre Behandlung, wobei versucht wur<strong>de</strong>, die Ticsymptomatik mit Hypnose zu behan<strong>de</strong>ln.<br />
Nach<strong>de</strong>m Schwierigkeiten mit Arbeitskolleginnen im Rahmen einer begonnenen Ausbildung als<br />
Arzthelferin auftraten, unternahm K.D. einen Suizidversuch mit anschließen<strong>de</strong>r zweiwöchiger<br />
intensiv-medizinischer Behandlung. Sie brach die Ausbildung ab; es setzten schwere<br />
Sch<strong>la</strong>fstörungen ein, die mit Aponal und Tranxilium behan<strong>de</strong>lt wur<strong>de</strong>n. Nach einem<br />
71