Familienuntersuchung zum Gilles de la Tourette-Syndrom (pdf)
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Aktueller Forschungsstand<br />
2.4 Psychopathologie und assoziierte Störungen<br />
Ein gehäuftes Auftreten von Zwangsphänomenen, Ängsten und phobischen<br />
Verhaltensweisen fiel bereits <strong>Gilles</strong> <strong>de</strong> <strong>la</strong> <strong>Tourette</strong> bei seinen erwachsenen Patienten mit eher<br />
schwer ausgeprägtem <strong>Tourette</strong>-<strong>Syndrom</strong> auf. Das seit<strong>de</strong>m beobachtete und von verschie<strong>de</strong>nsten<br />
Autoren in <strong>de</strong>r Literatur dargestellte Spektrum an psychopathologischen Erscheinungsbil<strong>de</strong>rn<br />
und assoziierten Verhaltensauffälligkeiten im Rahmen eines <strong>Tourette</strong>-<strong>Syndrom</strong> ist reichhaltig.<br />
Es umfasst neben Aufmerksamkeitsstörungen, hyperaktivem Verhalten und Zwangsphänomenen<br />
im wesentlichen affektive Störungen, phobisches bzw. antisoziales Verhalten, Sch<strong>la</strong>f- und<br />
Lernstörungen und nicht zuletzt auffällige Persönlichkeitsmerkmale (COMINGS &<br />
COMINGS, 1987; ROBERTSON, 1988, 1989, 1994, 1997, 2000; SINGER & ROSENBERG,<br />
1989; COHEN et al., 1992). Zu berücksichtigen ist aber, dass bis<strong>la</strong>ng überwiegend solche<br />
<strong>Tourette</strong>-Patienten erfasst wur<strong>de</strong>n, die aufgrund <strong>de</strong>r Schwere ihrer Tic- und/o<strong>de</strong>r<br />
Begleitsymptomatik fachkompetente Hilfe aufsuchten, was vermuten lässt, dass die bisher<br />
dokumentierten Fälle mit hoher Wahrscheinlichkeit einem selektiven Rekrutierungsfehler<br />
unterliegen. Systematische Untersuchungen zur Komorbidität sind zu<strong>de</strong>m bis<strong>la</strong>ng kaum<br />
durchgeführt wor<strong>de</strong>n, auch herrscht weitgehen<strong>de</strong> Unk<strong>la</strong>rheit über die ursächlichen<br />
Zusammenhänge <strong>de</strong>r gefun<strong>de</strong>nen Assoziationen.<br />
Neuere Studien bestätigen auch bei Kin<strong>de</strong>rn unabhängig vom Schweregrad <strong>de</strong>r Ticsymptomatik<br />
eine erhöhte Anzahl unterschiedlichster Verhaltensauffälligkeiten (COMINGS & COMINGS,<br />
1987; COHEN et al., 1992). Angegeben wird für Kin<strong>de</strong>r einer klinischen<br />
Inanspruchspopu<strong>la</strong>tion eine Rate von bis zu 50 Prozent. Nicht selten imponiert bereits vor<br />
Manifestation <strong>de</strong>r Erkrankung ein vermehrtes Maß an Irritabilität und Impulsivität sowie eine<br />
niedrige Frustrationstoleranz. Nach LECKMAN & COHEN (1983) unterliegt die assoziierte<br />
Symptomatik oftmals <strong>de</strong>mselben wechselhaften Ver<strong>la</strong>uf wie die Ticsymptomatik und persistiert<br />
nicht selten noch über diese hinaus.<br />
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