Familienuntersuchung zum Gilles de la Tourette-Syndrom (pdf)
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Ergebnisse<br />
Wur<strong>de</strong>n neben <strong>de</strong>n erstgradigen auch zweitgradige Angehörige in die Analyse einbezogen,<br />
wiesen nunmehr 43 Familien (45,7%) <strong>de</strong>r Kontrollgruppe min<strong>de</strong>stens ein Mitglied auf, das<br />
aktuell o<strong>de</strong>r anamnestisch die klinischen Kriterien für eine Ticstörung erfüllte. In fünf Familien<br />
zeigten sich ausschließlich zweitgradige Angehörige betroffen. Die Diagnose einer Ticstörung<br />
ergab sich in einer Familie (1/94; 1,1%) gleich fünf Mal (siehe Abbildung 9); in <strong>de</strong>n übrigen<br />
Familien fan<strong>de</strong>n sich vier (1/94; 1,1%; siehe z.B. Abbildung 10), drei (3/94; 3,2%), zwei (11/94;<br />
11,7%) o<strong>de</strong>r auch nur eine Person von Tics betroffen (27/94; 28,7%). Letzteres war in 12<br />
Familien isoliert <strong>de</strong>r In<strong>de</strong>xpatient. Bilineal trat die Ticsymptomatik in zwei Familien (2/94; 2,1%)<br />
in Erscheinung; betroffen waren in einem Fall <strong>de</strong>r Patient, die Mutter und eine Tante<br />
väterlicherseits, im an<strong>de</strong>ren Fall bei<strong>de</strong> Elternteile, ein Onkel und ein Cousin mütterlicherseits.<br />
Unter zweitgradigen Angehörigen betrug die ermittelte Erkrankungsrate wie aus Tabelle 31<br />
ersichtlich durchschnittlich 2,8% (18/561). Die niedrigsten Raten ergaben sich in väterlichen<br />
Großmüttern (1/75; 1,3%), die höchsten in väterlichen Großvätern (4/55; 7,3%).<br />
6.4.4 Familiäre Be<strong>la</strong>stung an Zwangsstörungen und subklinischen Zwangsphänomenen<br />
in Kontrollfamilien<br />
Die Diagnose einer Zwangsstörungen (OCD) ergab sich unter erstgradigen Angehörigen<br />
von In<strong>de</strong>xpatienten <strong>de</strong>s Kontrollkollektivs in 6 Fällen. Die sich hieraus ergeben<strong>de</strong> Rate<br />
von 1,9% (6/312) entspricht <strong>de</strong>m Ergebnis einer epi<strong>de</strong>miologischen Untersuchung in <strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>utschen Bevölkerung (2,1% ±0,66; WEISSMAN et al., 1994). Als augenfällig imponierte,<br />
dass ausschließlich Mütter betroffen waren. Beim Patienten selbst ließ sich in keinem Fall eine<br />
Zwangsstörung nachweisen. Subklinische Zwangsphänomene (OCS) traten vergleichsweise<br />
häufiger auf. Eine entsprechen<strong>de</strong> Symptomatik fand sich bei insgesamt 23 Verwandten ersten<br />
Gra<strong>de</strong>s (23/312; 7,4%): Betroffen waren eine Schwester (1,6%), ein Bru<strong>de</strong>r (1,6%), 13 Väter<br />
(13,8%) und acht Mütter (8,5%). Zusätzlich war auch <strong>de</strong>r In<strong>de</strong>xpatient selbst in zwei Fällen<br />
(2/94; 2,1%) betroffen.<br />
Die Erkrankungsrate für eine Zwangssymptomatik unter erstgradigen Angehörigen von<br />
Patienten <strong>de</strong>r Kontrollgruppe <strong>la</strong>g damit insgesamt bei 9,3%, wenn neben Zwangsstörungen im<br />
weiteren auch subklinische Zwangsphänomene berücksichtigt wur<strong>de</strong>n. Ein relevanter<br />
Geschlechtsunterschied hinsichtlich <strong>de</strong>r ermittelte Rate zwischen weiblichen (15/157; 9,6%) und<br />
männlichen Individuen (14/155; 9,3%) war nicht zu beobachten. Die Tatsache jedoch, dass nur<br />
Frauen eine Zwangsstörung aufwiesen, <strong>de</strong>utet allerdings auf Unterschie<strong>de</strong> im Schweregrad <strong>de</strong>r<br />
Zwangssymptomatik zu Ungunsten weiblicher Personen hin.<br />
An<strong>zum</strong>erken bleibt, dass die Diagnose einer Zwangsstörung beziehungsweise einer<br />
subklinischen Zwangssymptomatik mit einer Ausnahme ausschließlich im persönlichen Kontakt,<br />
also im Rahmen eines direkten o<strong>de</strong>r telefonischen Interviews gestellt wur<strong>de</strong>; lediglich bei einem<br />
Vater erfolgt die Diagnose OCS aufgrund <strong>de</strong>r Fremdanamnese <strong>de</strong>r Ehefrau.<br />
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