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Familienuntersuchung zum Gilles de la Tourette-Syndrom (pdf)

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Aktueller Forschungsstand<br />

2.4.6 Angststörungen<br />

Abgesehen von Zwangsstörungen, die nach internationalem Konsens ebenfalls <strong>de</strong>n<br />

Angststörungen zugerechnet wer<strong>de</strong>n, liefert die Literatur auch Berichte über ein gehäuftes<br />

Auftreten von an<strong>de</strong>ren Formen von Angststörungen im Rahmen eines <strong>Tourette</strong>-<strong>Syndrom</strong>. Eine<br />

retrospektive Studie zur Erfassung begleiten<strong>de</strong>r Psychopathologie bei Ticerkrankungen,<br />

durchgeführt von CORBETT et al. (1969) weist Angst sogar als das am häufigsten angegebene<br />

Symptom (17 von 30 Patienten) aus. COMINGS & COMINGS (1987) fan<strong>de</strong>n unter 246<br />

<strong>Tourette</strong>-Patienten im Vergleich zu 47 Kontrollpersonen eine überdurchschnittlich hohe Zahl<br />

(14-26%) an Phobien und/o<strong>de</strong>r Panikattacken. COFFEY et al. (1992) untersuchte 84 Kin<strong>de</strong>r<br />

und junge Erwachsene in einem Durchschnittsalter von 15,3 Jahren. Bei insgesamt 19%<br />

offenbarte sich eine klinisch relevante Angststörung (Trennungsangst, Panikattacken o<strong>de</strong>r<br />

Panikstörung, Phobien, Störung mit Überängstlichkeit, generalisierte Angststörung).<br />

2.4.7 Affektive Störungen<br />

Im Rahmen systematischer Studien zur psychiatrischen Komorbidität fan<strong>de</strong>n<br />

COMINGS & COMINGS (1987) sowie ROBERTSON et al. (1988) im Vergleich zu<br />

Kontrollpersonen bei <strong>Tourette</strong>-Patienten ein signifikant höheres Ausmaß an Depressivität, das<br />

darüber hinaus mit <strong>de</strong>r Dauer <strong>de</strong>r Erkrankung korrelierte. Es wur<strong>de</strong> angenommen, dass diese<br />

Symptomatik <strong>zum</strong>in<strong>de</strong>st teilweise als ein reaktives Geschehen auf eine chronische, sozial<br />

beeinträchtigen<strong>de</strong> und stigmatisieren<strong>de</strong> Erkrankung aufzufassen ist.<br />

Als Ursache für die vielgestaltige Begleitsymptomatik ist angenommen wor<strong>de</strong>n, dass <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m<br />

<strong>Tourette</strong>-<strong>Syndrom</strong> zugrun<strong>de</strong>liegen<strong>de</strong> Defekt die primäre Persönlichkeit akzentuiert und somit<br />

die entsprechen<strong>de</strong>n psychiatrischen Auffälligkeiten zustan<strong>de</strong>kommen. An<strong>de</strong>rerseits ist zu<br />

berücksichtigen, dass <strong>de</strong>rartige Assoziationen zufällig sein können. Vielfach scheint aber auch<br />

die eigentliche Grun<strong>de</strong>rkrankung reaktiv beispielsweise Depressionen o<strong>de</strong>r aggressives<br />

Verhalten hervorzurufen (REMSCHMIDT & HEBEBRAND, 1993). Nicht selten dominiert die<br />

psychiatrische Begleitsymptomatik das klinische Bild; die unter Umstän<strong>de</strong>n leichte Tic-<br />

Symptomatik stellt lediglich einen "Nebenbefund" dar (MINDERAA et al., 1988). Das Ergebnis<br />

einer Untersuchung von STEFFL (1984) macht die Be<strong>de</strong>utung begleiten<strong>de</strong>r Psychopathologie<br />

<strong>de</strong>utlich. Mehr als die Hälfte von insgesamt 431 <strong>Tourette</strong>-Patienten gaben <strong>de</strong>mnach anhand<br />

eines Fragebogens an, sich ratsuchend an Ärzte o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re öffentliche Institutionen gewandt zu<br />

haben.<br />

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