Familienuntersuchung zum Gilles de la Tourette-Syndrom (pdf)
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Diskussion<br />
7.1.5 Ausfallquote<br />
Ein weiteres wichtiges Merkmal im Hinblick auf eine Diskussion <strong>de</strong>r Ergebnisse ist die<br />
Höhe <strong>de</strong>r Ausfallsquote. Eine hohe Quote birgt ebenfalls die Gefahr einer negativen Selektion.<br />
Entziehen sich einer Untersuchung die leicht erkrankten, remittierten und/o<strong>de</strong>r familiär nicht<br />
be<strong>la</strong>steten Patienten, so wer<strong>de</strong>n zwangsläufig nur solche Familien untersucht, in <strong>de</strong>nen einerseits<br />
<strong>de</strong>r In<strong>de</strong>xpatient, möglicherweise aber auch die Familie überdurchschnittlich schwer betroffen<br />
ist. Im Gegensatz zu <strong>de</strong>r vorliegen<strong>de</strong>n Untersuchung wur<strong>de</strong> in an<strong>de</strong>ren Studien allerdings bisher<br />
darauf verzichtet, die Verweigerer-Stichprobe mit <strong>de</strong>r Teilnehmerstichprobe in Hinblick auf<br />
Unterschie<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Stichprobenmerkmale zu vergleichen. Die von uns ermittelte Ausfallsquote mit<br />
47% war nicht unerheblich. In knapp ein Drittel besagter Familien bestand <strong>de</strong>finitiv eine<br />
mangeln<strong>de</strong> Motivation bei leichter o<strong>de</strong>r gebesserter Symptomatik. Ebenso viele Familien führten<br />
einen zu großen Zeitaufwand als Ablehnungsgrund an; bei offensichtlich fehlen<strong>de</strong>m<br />
Lei<strong>de</strong>nsdruck ist vermutlich auch in diesen Fällen mehrheitlich von einer eher geringgradigen<br />
Ticsymptomatik auszugehen. Etwa die Hälfte unserer Verweigerer - in <strong>de</strong>r Mehrzahl Patienten,<br />
die ehemals ambu<strong>la</strong>nt vorstellig und nun retrospektiv erfasst wor<strong>de</strong>n waren - wies folglich eine<br />
vergleichsweise leichte Ticstörung auf. Diese Ergebnisse <strong>de</strong>uten auf eine Überrepräsentation von<br />
schwereren Verläufen in <strong>de</strong>r von uns untersuchten Stichprobe hin. In Anbetracht <strong>de</strong>r Tatsache,<br />
dass neuere Befun<strong>de</strong> (KURLAN et al. 1994) einen Zusammenhang zwischen <strong>de</strong>r Schwere <strong>de</strong>r<br />
Erkrankung im In<strong>de</strong>xpatienten und <strong>de</strong>r elterlichen Be<strong>la</strong>stung an Tic- o<strong>de</strong>r Zwangsstörungen<br />
aufzeigen konnten, könnte sich ein <strong>de</strong>rartiger Selektionsfehler auch auf unseren Familienbefund<br />
ausgewirkt haben.<br />
7.1.6 Methodik<br />
Die angewandte Methodik <strong>de</strong>r <strong>Familienuntersuchung</strong> ist im Hinblick auf die<br />
Interpretation <strong>de</strong>r Ergebnisse von großer Relevanz. In diesem Zusammenhang sollen<br />
insbeson<strong>de</strong>re zwei Faktoren ausführlicher berücksichtigt wer<strong>de</strong>n: 1. die Validität und Reliabilität<br />
<strong>de</strong>s eingesetzten Untersuchungsinstrumentes und 2. das Setting <strong>de</strong>r Untersuchung. Darüber<br />
hinaus dürfte aber auch die Vorerfahrung und <strong>de</strong>r Ausbildungsstand <strong>de</strong>r/<strong>de</strong>s Interviewer/s sowie<br />
<strong>de</strong>r genaue Ab<strong>la</strong>uf <strong>de</strong>s diagnostischen Prozesses in Hinblick auf <strong>de</strong>n Familienbefund eine nicht<br />
unerhebliche Rolle spielen. Diesbezügliche Angaben fehlen jedoch in <strong>de</strong>r Mehrzahl <strong>de</strong>r<br />
Publikationen.<br />
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