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Familienuntersuchung zum Gilles de la Tourette-Syndrom (pdf)

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Diskussion<br />

Familien einer kin<strong>de</strong>r- und jugendpsychiatrischen Inanspruchnahmepopu<strong>la</strong>tion durchgeführt<br />

wur<strong>de</strong>.<br />

Patienten, die um ärztliche Hilfe ersuchen o<strong>de</strong>r Kontakt zu einer Selbsthilfegruppe aufnehmen,<br />

lei<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Regel unter einer o<strong>de</strong>r mehreren Störungen, die in irgen<strong>de</strong>iner Form zu einer<br />

Beeinträchtigung geführt hat beziehungsweise haben. Es ist anzunehmen, daß solche Patienten<br />

überdurchschnittlich häufig unter einer schwerwiegen<strong>de</strong>n Ticstörung und/o<strong>de</strong>r zusätzlichen<br />

Begleiterkrankungen (Berkson-Bias) lei<strong>de</strong>n. Bei klinischen Stichproben dürfte dieser Bias insbeson<strong>de</strong>re<br />

bei stationär behan<strong>de</strong>lten Patienten eine größere Rolle spielen. In <strong>de</strong>r vorliegen<strong>de</strong>n<br />

Studie <strong>la</strong>g <strong>de</strong>r Anteil stationär behan<strong>de</strong>lter Proban<strong>de</strong>n bei 38,5% (n=30). Vergleichen<strong>de</strong><br />

Angaben über <strong>de</strong>n klinischen Status <strong>de</strong>r Proban<strong>de</strong>n fin<strong>de</strong>n sich jedoch kaum in <strong>de</strong>r Literatur und<br />

sind selbst in neueren Studien nur sehr lückenhaft und wenig <strong>de</strong>tailliert dargestellt (z.B.:"new<br />

and old patients", "new cases", "current and former patients", "currently un<strong>de</strong>r the care").<br />

Neben <strong>de</strong>r klinischen Symptomatik <strong>de</strong>s In<strong>de</strong>xpatienten mag auch <strong>de</strong>r familiäre Hintergrund in<br />

Hinblick auf die ärztliche Vorstellung von Be<strong>de</strong>utung sein. So dürfte die Ticsymptomatik eines<br />

Kin<strong>de</strong>s, <strong>de</strong>ssen Eltern o<strong>de</strong>r Geschwister unter einer psychiatrischen (o<strong>de</strong>r auch an<strong>de</strong>ren)<br />

Erkrankung lei<strong>de</strong>n, in <strong>de</strong>r Regel eher zu einer familiären Beeinträchtigung und damit zu einem<br />

Arztbesuch führen als die eines Kin<strong>de</strong>s mit gesun<strong>de</strong>n, be<strong>la</strong>stungsfähigen Familienmitglie<strong>de</strong>rn. In<br />

diesem Zusammenhang erscheint interessant, daß ältere <strong>Familienuntersuchung</strong>en eine erhöhte<br />

Inzi<strong>de</strong>nz an psychopathologischen Störungen unter Eltern von Kin<strong>de</strong>rn mit Tics aufzeigen<br />

konnten (CORBETT et al., 1969). Neuere Befun<strong>de</strong> <strong>de</strong>uten zu<strong>de</strong>m darauf hin, dass schwere<br />

Ver<strong>la</strong>ufsformen eines <strong>Tourette</strong>-<strong>Syndrom</strong>s überdurchschnittlich häufig bei solchen Patienten<br />

auftreten, bei <strong>de</strong>nen sowohl <strong>de</strong>r väterliche wie <strong>de</strong>r mütterliche Elternteil von einer Tic- o<strong>de</strong>r<br />

Zwangsstörung betroffen sind (KULRAN et al., 1994). Dieser Sachverhalt lässt vermuten, dass<br />

beson<strong>de</strong>rs in Fachkliniken und TS-Selbsthilfegruppen Betroffene mit einer familiären Be<strong>la</strong>stung<br />

überrepräsentiert sein dürften.<br />

Summa summarum bergen besagte Kollektive also die Gefahr, die Schwere und Chronizität<br />

sowie die Komorbidität von Ticstörungen ten<strong>de</strong>ntiell zu überschätzen. Ähnliches ist auch für die<br />

ermittelten familiären Raten an Ticstörungen anzunehmen.<br />

7.1.2 Alter <strong>de</strong>r Proban<strong>de</strong>n<br />

In Hinblick auf Komorbidität und Rate an psychiatrischen Auffälligkeiten unter<br />

Geschwistern stellt auch das Alter <strong>de</strong>r In<strong>de</strong>xpatienten eine wichtige Größe dar. So ist bei einigen<br />

komorbi<strong>de</strong>n Störungen im Rahmen eines <strong>Tourette</strong>-<strong>Syndrom</strong>s eine <strong>de</strong>utliche Altersabhängigkeit<br />

zu erkennen (siehe Kapitel 2.4). Jüngere In<strong>de</strong>xpatienten, <strong>de</strong>nen in <strong>de</strong>r Regel noch eigene<br />

Nachkommen fehlen und <strong>de</strong>ren Geschwister vergleichsweise jünger sind (letztere haben das<br />

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