Familienuntersuchung zum Gilles de la Tourette-Syndrom (pdf)
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Aktueller Forschungsstand<br />
Genexpression beeinflussen und die Zahl <strong>de</strong>r beteiligten Gene (ein o<strong>de</strong>r zwei) möglicherweise<br />
<strong>de</strong>n Schweregrad <strong>de</strong>s <strong>Tourette</strong>-<strong>Syndrom</strong>s bestimmen. Das Mo<strong>de</strong>ll einer polygenen Vererbung<br />
erwies sich in dieser Untersuchung als nicht signifikant.<br />
2.8.5.5 Moleku<strong>la</strong>rgenetische Befun<strong>de</strong><br />
Seit En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 80er Jahre sind beim <strong>Tourette</strong>-<strong>Syndrom</strong> moleku<strong>la</strong>rgenetische<br />
Untersuchungen durchgeführt wor<strong>de</strong>n. Zu nennen sind Kopplungs- und Assoziationsuntersuchungen.<br />
Bis heute konnten jedoch keine Kopplungsstudien repliziert wer<strong>de</strong>n.<br />
K<strong>la</strong>ssische familienbasierte parametrische Kopplungsanalysen erbrachten keine signifikanten<br />
Lod scores (HEUTING et al., 1995; COHEN & LECKMAN, 1994).<br />
Mittels Assoziationsuntersuchungen wur<strong>de</strong>n vorrangig verschie<strong>de</strong>ne Polymorphismen von<br />
Dopamin- und Serotoninrezeptorgenen überprüft, da diese aufgrund pharmakologischer<br />
Untersuchungsbefun<strong>de</strong> als Kandidatengene für das <strong>Tourette</strong>-<strong>Syndrom</strong> gelten. Positive<br />
Ergebnisse von COMINGS und Mitarbeitern (1991, 1993), die über Assoziationen von<br />
bestimmten Dopamin-D 2 - bzw. D 3 -Rezeptorallelen mit <strong>de</strong>m <strong>Tourette</strong> <strong>Syndrom</strong> berichten,<br />
konnten bis<strong>la</strong>ng allerdings nicht repliziert wer<strong>de</strong>n (NÖTHEN et al. 1994a,b; GELERNTER et<br />
al., 1994, HEBEBRAND et al., 1993 und 1997). Entsprechen<strong>de</strong> Untersuchungen <strong>zum</strong><br />
Dopamin-D 4<br />
-Rezeptor ergaben ebenfalls negative Befun<strong>de</strong> (GRICE et al., 1996, HEBERAND<br />
et al., 1997). Eine Untersuchung <strong>de</strong>r Repeatsequenz im Huntington Gen ergab ebenfalls keine<br />
Verlängerung <strong>de</strong>r (CAG)n-Sequenz (HEBEBRAND et al., 1995).<br />
Zwischenzeitlich wur<strong>de</strong> vom internationalen <strong>Tourette</strong> Konsortium (TOURETTE SYNDROME<br />
ASSOCIATION INTERNATIONAL CONSORTIUM FOR GENETICS, 1999), <strong>de</strong>m unsere<br />
Arbeitsgruppe angehört, nach <strong>de</strong>r "affected sib-pair"-Metho<strong>de</strong> eine nicht-parametrische<br />
Kopplungsstudie unternommen. Die insgesamt enttäuschen<strong>de</strong>n Befun<strong>de</strong> scheinen einen oligobis<br />
polygenen Erbgang nahezulegen. Wahrscheinlich besteht zu<strong>de</strong>m genetische Heterogenität.<br />
2.8.6 Epigenetische und umweltbedingte Faktoren<br />
Auf eine Einflussnahme von Umweltfaktoren bei Individuen mit genetischer<br />
Vulnerabilität für ein <strong>Tourette</strong>-<strong>Syndrom</strong> <strong>de</strong>uten insbeson<strong>de</strong>re Ergebnisse aus<br />
Zwillingsuntersuchungen hin. So fand sich beispielsweise im Vergleich zwischen diskordanten<br />
eineiigen Zwillingspartnern bei <strong>de</strong>n nicht-betroffenen Ko-Zwillingen ein <strong>de</strong>utlich höheres<br />
Geburtsgewicht (LECKMAN et al., 1987).<br />
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